Frankreich 2012 – 16 – Marcolés – Aurillac

Die Nacht in unserem schönen grossen Zimmer zum Hauptplatz von Marcolés war etwas unruhig. Die Wimpelleinen vor dem Haus flatterten hörbar im kräftigen Wind und fast die ganze Nacht über kamen gelegentlich lärmende und offenbar auch betrunkene Festgäste vorbei. Diese Sommerfeste in der Haupt-Urlaubszeit, wie wir sie jetzt hier in Frankreich erleben und auch aus Italien kennen, haben wohl etwas damit zu tun, dass viele Einheimische entweder im eigenen Land oder gar nicht verreisen. Bei uns sind Feste eher vor den Sommerferien, weil danach sehr viele weg sind. So waren am Morgen auch alle im Haus mit emsigen Festvorbereitungen beschäftigt. Straßensperren wurden aufgestellt, Getränke gekühlt, Tische und Bänke hergerichtet. Am Vorabend hatten wir in der Kirche sehen können, dass auch die Jungfrau Maria zu ihrem Geburtstag, dem 15. August, besonders hergerichtet wurde.

Baum in FeldernTrotz des Feiertags hatte der kleine Supermarkt vormittags geöffnet, so dass wir uns wieder versorgen konnten, ehe wir losfuhren. Wir waren lange Zeit fast allein auf den kleinen Straßen, die uns auf und ab durch kühle Flusstäler und über weite Höhen führten. Auf den Weiden standen Kühe, in der Luft kreisten immer wieder Greifvögel. Bald tauchte vor uns in der Ferne wieder die Berglandschaft des Cantal auf. Der recht starke Wind, der schon nachts ums Haus gepfiffen hatte, dauerte an, kam aber zum Glück fast nie von vorne. Er kühlte angenehm, denn eigentlich war es recht heiss. Als wir nach einer Brotzeitpause am Bouleplatz von X wieder aufbrachen und auf der breiten sonnenbeschienenen Ortsstraße aufstiegen, zeichneten sich meine Reifenspuren im aufgeweichten Asphalt ab.

FeldwegAuf einer Weide beobachteten wir Kühe, die sich gegen die lästigen Insekten gerne die Hilfe von Vögeln gefallen ließen, die sich ihnen sogar auf die Schnauze setzten und dort herumpickten.

KüheNachdem unsere Tagesroute nicht lang war, konnten wir uns bei den Aufstiegen Zeit lassen, hatten allerdings im Internet auch die Gewitterwarnungen für den Nachmittag gesehen und wollten gerne bei gutem Wetter nach Aurillac kommen. Als wir den Ort aus einigen Kilometern Entfernung unten vor uns liegen sahen, begannen sich hinter uns bereits dunkle Wolken zusammenzuziehen. Wir erreichten aber problemlos die Stadt und fanden auch gleich unser Hotel, Le Renaissance, wo man bei heftiger gewordenem Wind bereits begann, die Außentische abzuräumen. Als wir uns aber frisch gemacht hatten und wieder auf die Straße kamen, hatte der Wind nachgelassen und das angekündigte Unwetter war zumindest vorerst ausgeblieben. Während wir beim Nachmittagskaffee saßen, drang sogar wieder die Sonne durch die Wolken.

Blumenampeln in AurillacWir wanderten einige Zeit durch die Gassen der Stadt. Aurillac ist nicht wirklich das, was man einen malerischen oder hübschen Ort nennen würde. Es gibt viele heruntergekommene Gebäude, einige horrende moderne Bausünden und viel gestalterische Lieblosigkeit, auch wenn in manchen Straßen große gut gepflegte Blumenampeln hängen. Natürlich sieht eine Stadt anders aus, wenn auch noch feiertagshalber die Geschäfte zu sind. Aber unser Gesamteindruck war nicht enthusiastisch.

Am frühen Abend setzten wir uns vor das moderne Café, wo wir schon ein paar Stunden zuvor gewesen waren, tranken Bier vom Fass und schauten allerlei illustrem Volk zu, das in dem Lokal verkehrte. Im Hintergrund standen wieder finstere Wolken, aber es blieb warm und trocken.

Im Hotel ist der W-Lan-Zugang kaputt und wegen des Feiertags gibt es niemanden, der ihn reparieren kann. Ein überraschendes Phänomen auf dieser Reise war, dass es in fast allen Unterkünften einen kostenlosen Internet-Zugang per W-Lan gab. Mehr noch: auch auf dem Land konnte ich ohne Probleme meine Blog-Photos hochladen und hatte den Eindruck, dass die Internet-Anbindung immer im Bereich mittlerer DSL-Geschwindigkeit, also bei mindestens 5 MBit lag. Davon können vergleichbare Gegenden in Bayern nur träumen.

Als wir zum Abendessen in unser Hotel hinübergingen, begann es zu regnen. Das Abendessen war gut und ein durchaus passender  Abschluss für den kulinarischen Aspekt dieser Reise. Die Darbietung war eher sachlich. Den Näpfchen, in denen die einwandfreien Pommes Frites angeboten wurden, fehlten drei Fünftel von vier Henkeln.

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