Italien 2014 (3) Bad Reichenhall – Golling (55 km)

Es war gar nicht so einfach, von Bad Reichenhall fortzukommen. Zuerst wollten wir uns noch etwas den Ort ansehen, dann suchten wir einen Weg nach Salzburg. Da begannen die Schwierigkeiten. Wir hatten eine Route aus dem Internet geladen, aber der Autor schien Trampelpfade zu lieben. Das Navi wollte wieder gleich direkt über den Berg. Im Ort gab es eine Menge Wegweiser für jeweils beiden Richtungen der hindurchführenden Fernradwege, aber es fehlten Hinweise auf den Zielort, so dass es im Gewirr der Gassen schwierig war, die richtige Wahl zu treffen. Nach einigen Irrfahrten beschlossen wir, uns auf die App des „Bayernnetz für Radler“ zu verlassen. Die Kartendarstellung ist zwar winzig, aber der mikroskopisch kleine rote Pfeil zeigt zuverlässig Standort und Zielrichtung, eine Textanzeige nennt die momentane Abweichung von der Idealroute und so wurden wir zügig nach Salzburg geführt.

Es begann leicht zu regnen. Ein Café, wo wir Unterschlupf suchen und den weiteren Tagesverlauf planen wollten, schloss gerade zur Mittagspause, im Weiterfahren nahm der Regen zu und als er sich zum Wolkenbruch auswuchs, erreichten wir gerade noch überdachte Parkplätze vor einem größeren Haus und stellten uns für einige Zeit unter.

Dass der Regen ganz wieder aufhören würde, schien aussichtslos. Also machten wir uns, als er gerade einmal etwas nachließ, auf und fuhren weiter. Auf dem Tauernradweg ging es salzachaufwärts durch Auwälder, teils auf Asphalt, teils auf zementgebundenem Sand, teils auch auf durch den Regen matschig gewordenen Pfaden. Zum Teil goss es heftig und wir mussten unser Gepäck zusätzlich schützen.

Unter einer breiten Autobahnbrücke machten wir Rast und verspeisten die letzten Reste von Brot und Camembert, die noch dem heimischen Kühlschrank entstammten. Den Kaffee dazu holten wir uns ein paar Kilometer weiter in Hallein, wo wir mit unseren Rädern wieder unter den großen Schirmen eines kaum besuchten Lokals Unterschlupf fanden.

Der Ort hat offenes W-Lan für alle und so konnten wir etwas recherchieren und schließlich ein Zimmer in Golling buchen. Mit diesem konkreten Zufluchtsort in Aussicht fuhr es sich dann auf der restlichen Strecke bedeutend leichter.

Das Hotel Garni Ramsl empfing uns freundlich, das geräumige Zimmer war unspektakulär ordentlich, die Beleuchtung in Zimmer und Bad eher spärlich und duster. Da es erst Spätnachmittag war, hatten wir reichlich Zeit, feucht Gewordenes zum Trocknen auszubreiten, das W-Lan zu nutzen, ausgiebig zu duschen und die unter dem Regencape durchgeschwitzten Unterhemden und Hemden zu waschen.

Dann machten wir uns auf ins schmucke Ortszentrum, wo es eine Burg gibt,

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interessante Läden,

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wirklich hübsche Häuser und etliche Lokale, unter denen wir schließlich den gut besetzten „Goldenen Ochs“ wählten, wo in sensationell kurzer Zeit unser Essen kam. Zum Abschied fragte uns der junge Wirt, ob uns die Gruppe von fünfzig slawischen Gästen unangenehm laut vorgekommen wäre. Italiener seien noch weitaus schlimmer. Wir hatten keine Probleme, gestern in Reichenhall war es lauter gewesen.

Zum Abendbier gingen wir dann noch ein paar Häuser weiter, sahen am Nebentisch stäbchengewohnte Asiaten erkennbar unbeholfen mit unserem Besteck hantieren, hörten aus dem Raucherzimmer nebenan eine TV-Fußballübertragung und die zugehörigen Emotionen der Zuschauer.
Auf dem Rückweg zum Hotel verliefen wir uns nochmal etwas, womit der Tag endete, wie er begonnen hatte. Es war kühl und nieselig, aber wir haben ja ein komfortables Zimmer und ein hoffentlich bequemes Bett.

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