Einige Mitreisende hatte der Infekt noch fest im Griff. So traf sich beim Hotelfrühstück nur ein kleiner Kreis und wir starteten schließlich nur zu viert in Richtung Prinzeninsel. Die Sicht vom Schiff aus war eher diesig, dennoch war es interessant, die Skyline von Istanbul nochmal aus dieser Perspektive vor sich zu haben.
Desweiteren unterhielten uns ein Orangensaft-Verkäufer, der später noch ein handliches Zitrusfrüchte-Entsaftungsgerät propagierte, sowie ein wenig einladend bellender Teeverkäufer. Wir fuhren bis zur größten der Inseln, Büyükada, und fanden uns, wohl auch wegen des Nationalfeiertags, inmitten eines ungeheuren Ausflugstrubels. Gruppen von Jugendlichen, Radfahrer und dazwischen zweispännige Pferdekutschen in irrem Trab, die sich durch lautes Klingeln und Hupen Platz verschafften. Wir schwammen eine Weile mit im Strom und setzten uns dann seitlich steil bergauf zwischen Villen hindurch von der Menge ab. Schon war es ruhig. Auf einem Rundweg, wo nur wenige Leute unterwegs waren, umrundeten wir die Insel und hatten immer wieder schöne Ausblicke auf die Insel und auf das Meer mit der Wolkenkratzerlandschaft des asiatischen Ufers. Ganz oben fanden wir die Ruine eines großen hölzernen Gebäudes und die Mauerreste eines anderen Bauwerks. Dazwischen einige Schafe, ein paar Hunde und etliche magere Pferde, vielleicht Kutschgäule auf Gnadenbrot. Gelegentlich saßen oder lagerten Paare am Wegrand und auf Wiesen oder im lichten Wald hatten sich Gruppen zum Picknick niedergelassen.
Wir stiegen langsam wieder ab und landeten in einem Menschengewühl, das sich zu den Anlegestellen hin zunehmend verdichtete. Als sich dort auch noch eine Fähre entlud, wurde das Gedränge so groß, dass Menschen in Panik gerieten. Wir schlugen uns zu einem Teeladen durch, wo wir eine Weile sitzen und uns ausruhen konnten, bis wir uns selbst zu einem Schiff für die Rückfahrt aufmachten. Die war ganz nett, diesmal im windgeschützten Deck. Auch hier viele Nationalfeiertags-Ausflügler, aber kein Gedränge. An Land große Landesfahnen an vielen Gebäuden, sogar ausgespannt zwischen Hochhaustürmen.
Zum Abendessen waren wir zu zehnt. Die andere Gruppe wollte mit Müca in ein etwas entfernteres Restaurant. Das war unseren Rekonvaleszenten zu aufwändig und wir fuhren nur schnell mit der neuen Metro hinüber nach Asien und aßen dort in einem Restaurant, wo wir vom obersten Stockwerk eines Gebäudes einen schönen Ausblick hatten. Von zwei nahe gelegenen Minaretten gaben die Muezzine ein nicht immer ganz harmonisches Duett.
Als Nachtisch besorgten wir uns an der Straße noch Süßigkeiten, dann fuhren wir mit dem Schiff wieder zurück und genossen das nächtliche Panorama. Danach reichte es gerade noch für ein Dosenbier in kleiner Zimmerrunde, dann war auch dieser Urlaubstag vorüber.