Die Nacht war gut, das Wetter versprach Wärme. Wir frühstückten in dem dusteren, überladen mit dunklem Holz verkleideten Hotelrestaurant, aber es gab Croissants und Toast und Muffins und Trauben und ordentlichen Cappuccino von der Bar.
Vom muffeligen Kellner beordert sperrte uns ein netter Küchenjunge das Abteil der Tiefgarage auf, wo unsere Fahrräder sicher die Nacht verbracht hatten. Wir packten auf und suchten erstmal einen Supermarkt, um einzukaufen. Auch da hielt, wie nun schon mehrmals gesehen, am Eingang ein Schwarzer die Stellung, grüßte alle freundlich, die aus und ein gingen und bot Einwegfeuerzeuge und anderen Kleinkram an. Italien, das sich nicht dahinter verstecken kann, von „sicheren Drittstaaten“ umgeben zu sein, beherbergt Afrikaner in großer Zahl und irgendwie scheinen die Leute auch damit zurechtzukommen.
In einer Buchhandlung am Dom kauften wir noch Landkarten von Slowenien, um uns wegen einer eventuellen Fortsetzung der Reise dorthin zu orientieren. Dann ging es los.
Die Tagesetappe war unspektakulär. Auf meist wenig befahrenen Straßen und mit nur zwei nennenswerten Steigungen fuhren wir leicht abwärts dem Meer zu. Zwei größere Verkehrsknoten meisterten wir souverän mit Hilfe des Navi, das sich überhaupt als sehr hilfreich erweist. Dieses Jahr haben wir beide ein Smartphone auf dem Lenker, das alle relevanten Karten aus OpenStreetMap enthält, und die Routen, die wir fahren wollen. Das klappt meist prima, besonders angenehm auch die problemlose Anfahrt zu den Hotels in unbekannten Orten. Und auch beim Herumlaufen in Städten kommen wir so, meist durch kleine Straßen und Gassen, auf kurzen Wegen zum Ziel.
Wir machten Rast auf dem großen Platz der in konzentrischen Ringen gebauten Stadt Palmanova,
besuchten die Kathedrale von Aquilea mit dem alten Fußbodenmosaik und fuhren schließlich über den kilometerlangen schnurgeraden Damm auf Grado zu, wobei uns heftiger Regen begleitete. Nun waren wir also am Ziel.
Wir fanden schnell unser Hotel, Villa Corallo, mit dem etwas abgenutzen Charme des Strandhotels zweiter oder dritter Reihe und einer umwerfend freundlichen Besitzerin und machten uns gleich ans Waschen und Duschen. Der geschützte Balkon bot reichlich Trockenmöglichkeiten für Wäsche.
Dann ruhten wir etwas aus und am Abend machten wir uns auf und liefen durch diesen typischen Badeort, der alle Ess- und Schleck- und Kauf- und Spielmöglichkeiten bietet, die der unendlichen Eintönigkeit des Strandlebens ein Wenig Abwechslung beigeben sollen. Ich mag solche Orte des kollektiven Müßiggangs weder in den bayerischen Bergen, noch an der Adria. Wir werden nicht lange bleiben. Schön ist der Blick raus aufs Meer.
Das Abendessen „Da Luciano“ ebenfalls typisch. Man rechnet mit Touristen, die das Land nur von solchen Orten her kennen und bietet ihnen das, was sie sich über viele Jahre gefallen haben lassen.
Schön war es, dann nachts noch alleine zu zweit weit draußen auf einer Mole zu sitzen und dem Meer zu lauschen. Am Ende war der Ort fast wie ausgestorben. Wir gingen ins Hotel und ins Bett.