Am Abend hatten wir auf eigene Faust unsere Räder ins Foyer gestellt, denn in der Ciminiera war niemand da, den wir hätten um Erlaubnis fragen können. Das erwies sich als nützlich, weil etwas später noch ein kräftiges Gewitter mit leichtem Hagel niederging. Das machte auch der Jahrmarktsmusik ein Ende und so konnten wir in Ruhe schlafen.
Am Morgen lernten wir schließlich jemanden vom Personal kennen, nämlich eine junge Rumänin, der man den Laden über die Feiertage ganz alleine überlassen hatte und der darüber sogar das Brot fürs Frühstück ausgegangen war. Hörnchen und Kuchen gab es noch und damit waren wir zufrieden. Wir zahten, packten und fuhren los. Ein recht kräftiger Wind hatte den Regen verblasen und weiße Wolken hingen am blauen Himmel. Wir hatten uns entschieden, nicht den rechtsseitigen Po-Radweg zu benutzen, sondern hatten das Navi befragt und blieben auf der linken Seite.
Da ging es nach einem Stück Industrielandschaft fast die ganze Zeit auf einer ruhigen Teerstraße den Damm entlang, mit Blick auf kleine Orte und auf Bauernhöfe, viele davon, wie schon an den letzten Tagen, dem Verfall preisgegeben. Oft waren einzelne Gebäudeteile hergerichtet und bewohnt, während daneben liegende verfielen oder schon eingestürzt waren und blühender Holunder durch die Fensterhöhlen wuchs.
Der Weg wechselte mit Fluss und Damm immer wieder die Richtung uns so blies auch der Wind mal von hier, mal von da und machte das Fahren beschwerlicher. Es gab verschiedene Rastplätze und wir wählten einen, wo am Rande einer Pappelplantage ein Baumlehrpfad flusswärts führte. Die zum Teil schon recht großen Bäume trugen Schilder mit botanischen Angaben, einzelne auch mit Hinweisen auf die individuelle Herkunft des Setzlings. Später fuhren wir noch einmal nach der Landseite vom Damm herunter in einen kleinen Ort und besuchten eine Bar.
Mit der Zeit nahm der Ausflugsverkehr auf unserer Straße zu und man bemerkte auch landschaftlich immer mehr die Annäherung an eine Stadt. Ich kündigte, wie erbeten, per SMS unsere Ankunft bei der gebuchten Unterkunft an und um 16:30 Uhr erreichten wir unser Alloggio Cavour in Ferrara. Unsere Räder erhielten einen sicheren Platz neben vielen anderen in einem abgeschlossenen Hinterhof und wir ein ordentliches Zimmer in der Pension im fünften Stock.
Nach einer Ruhepause machten wir uns zu Fuß auf in die Innenstadt, fanden bekannte Stellen und Ansichten von unserem Besuch vor etlichen Jahren, wanderten eine Zeit lang umher und gerieten schließlich eher zufällig in die Via delle Volte mit ihren charakteristischen Torbögen und den ortstypischen Gasthäusern, wo wir damals recht gut gespeist hatten.
Wir gingen ins Il Mandolino, hatten Capoletti mit Kürbisfüllung in Salbeibutter, Tortellini mit Fleischfüllung in Brühe vom Kapaun, gebackenen Käse mit Gemüsen sowie Kartoffelbrei mit gekochter gehackter Salami, Salama da sugo con purè di patate, einer ferrareser Spezialität, von der mir die Kellnerin zum Probieren zunächst nur eine halbe Portion brachte, bei der ich es auch gut hätte bewenden lassen können, aber das sehr deftige Gericht schmeckte mir, so dass ich auch die zweite Hälfte orderte. Gut gesättigt und zufrieden schlenderten wir durch die Gassen zurück.