Der Tag begann mit strahlend blauem Himmel. Nach dem Frühstück starteten wir zu einer Rundfahrt auf der bzw. entlang der Stadtmauer, um Ferrara noch einmal aus anderen Blickwinkeln zu sehen. Das war ganz spannend, aber kürzer als erwartet. Ich fand aber noch einen Tourvorschlag, der kreuz und quer durch die Stadt führte und so gelangten wir nicht nur zu einigen Sehenswürdigkeiten, sondern auch in Gegenden mit kleinen Gassen und niedrigen Häusern, die recht malerisch waren. Einziges Problem: wie schon in anderen Städten sind viele Gassen hier mit großen runden Kieseln gepflastert und das rüttelt beim Fahren ganz furchtbar. Wir fragen uns, warum eine Stadt sich das antut und staunen immer wieder über Frauen, die auf diesem Pflaster mit hochhackigen Schuhen unterwegs sind, ohne sich die Beine zu brechen.
Ferrara bezeichnet sich als Fahrradstadt, ich würde sie fast eher als Stadt des shared space bezeichnen, denn zumindest Radfahrer und Fußgänger teilen sich, ungeachtet bisweilen abweichender Beschilderung, fast alle Wege und das funktioniert sehr gut, denn kaum jemand radelt extrem schnell, niemand verlässt sich auf Regeln, nicht einmal auf das scheinbar so fundamentale Rechtsfahrgebot und deshalb fahren alle aufmerksam und fehlertolerant. Wenn sich jemand einen Schnitzer leistet, bügeln die anderen das durch Geschicklichkeit aus und haben daran vermutlich mehr Freude, als mancher deutsche Verkehrsteilnehmer an seiner Rechthaberei.
Das Wetter war nicht sehr warm und so zog es uns am Spätnachmittag zur Siesta in unser Zimmer zurück und wir machten uns erst am Abend wieder auf den Weg, studierten die Speisekarten verschiedener Lokale und landeten schließlich bei Le due Comari, was sowohl „Patinnen“ als auch „Klatschbasen“ heißen kann und ein Lokal mit Schwerpunkt Fisch ist. Das Essen war gut, die Portionen allerdings etwas zu übersichtlich. Immerhin lernten wir bei der Gelegenheit, dass es sich bei dem nach Spinat aussehenden, aber völlig anders schmeckenden Gemüse, das wir neulich auch auf dem Land in der Trattoria Ruzzenente bekommen hatten, um Zichorie, genauer um deren Sorte Catalogna handelte.
Da auch der Wein in überschaubaren Mengen kredenzt wurde, schauten wir danach noch in einem winzigen Laden vorbei, wo uns ein Inder für erstaunlich wenig Geld einen ganz trinkbaren sizilianischen Nero d’Avola verkaufte, den wir mit aufs Zimmer nahmen, um ihn gemeinsam aus dem letzten im Alloggio Cavour auffindbaren Plastikbecher zu genießen.