Der Tag begann mit Regen und der Wetterbericht verhieß Gewitter für den späten Vormittag und den frühen Abend. Das Zeitfenster für die Tagesetappe war also nicht sehr groß, aber wir hatten auch nur 55 Kilometer geplant.
Beim Frühstück saßen wir mitten in dem ganzen Busvolk und dessen Konversation übertönte bei weitem die übliche und immer lästige Dudelmusik, die ich überhaupt erst wahrnahm, als alle gegangen waren. Wir trödelten ein wenig, um das angekündigte Gewitter vorbeiziehen zu lassen.
Als wir schließlich vor die Tür traten, weil das Gewitter ausgeblieben war, begann es heftiger zu regnen, ließ dann aber nach und wir fuhren los. Der Peenetal-Rundweg hatte uns schon am Vortag mit seinen Schleifen und Richtungswechseln gefoppt und heute kam es nicht besser. Ich hatte mir einen vermeintlich günstigen Einstieg gesucht und mir dort den ersten Routenpunkt auf dem Navi gesetzt. Es ging zunächst auch wunderbar auf großen Betonplatten tatam, tatam, tatam, dahin in einen Wald, aber die angezeigte Querung einer Bahnstrecke erwies sich vor Ort als inexistent. So brachten wir die ersten zehn Kilometer dieser Tagesetappe mit unnötigem Hin und Zurück hinter uns und mussten dann zunächst auf dem gleichen Weg aus der Stadt hinaus, auf dem wir am Vortag gekommen waren. Schließlich gelangten wir dann doch auf den Rundweg, aber der machte uns auch an diesem Tag keine Freude, denn die Pfade, auf die er uns führte, waren sandig und aufgeweicht, so dass es Kraft kostete, voranzukommen. Manchmal waren sie so schmal, dass es kaum möglich war, Brennnesseln und Dornenzweigen auszuweichen, die sich anschickten, den Pfad zu überwuchern. Mit der Zeit wurde es sehr warm und die Luft war feucht, ein kräftiger Wind blies und trieb die zahlreichen Windräder an, die wir passierten, hinderte uns aber eher am Vorankommen zwischen den hoch stehenden Maisfeldern. Ich ließ mein Navi unbefestigte Wege meiden und so kamen wir auf asphaltierten Straßen etwas zügiger weiter, aber schließlich gerieten wir doch wieder auf eine Strecke, die zwar „befestigt“ war, aber mit dem hier so häufig anzutreffenden Kopfsteinpflaster, das einen gehörig durchrüttelt. So verzichteten wir für das letzte Wegstück auf verkehrsarmes Routing und fuhren auf Bundesstraßen, wo wir bei wenig Autoverkehr und einigem Rückenwind glatt und flott dahinrollten und das sich in der Ferne zusammenballende Gewitter einigermaßen auf Abstand halten konnten. So gelangten wir ohne Regen nach Anklam und zu unserer Herberge.
Wir standen vor einem recht großen einem alten Haus mit hohen Zimmern, das ausweislich einer bebilderten Tafel schon vielerlei Funktionen beherbergt hatte, vom Lazarett über Polizeistation und Wehrkreiskommando. Auf unser Klingeln meldete sich von entferntem Ort per Telefon der Wirt, nannte unsere Zimmernummer, gab ein paar Instruktionen und öffnete dann aus der Ferne die Tür für uns.
Als wir uns in dem geräumigen Zimmer eingerichtet und geduscht hatten, lernten wir den Gastgeber auch persönlich kennen. Für unser Abendessen empfahl er ein nahe gelegenes griechisches Lokal und wir beschlossen, dort unser Glück zu probieren. Allerdings war es uns noch zu früh, der Parkplatz des Griechen aber schon gut belegt, also bestellten wir im Vorbeigehen einen Tisch und liefen zur Stadtmitte. Es gab hier viel mehr Gastronomie, als in Demmin, auch etliche Eiscafes hatten geöffnet und die Stadt machte auf uns insgesamt einen recht freundlichen Eindruck. Viele Häuser waren hübsch renoviert, es gab allerdings auch viele leer stehende alte Wohnhäuser, halb hergerichtete „Renovierungsruinen“ und hässliche alte Plattenbauten, an denen die moderne Nachwende-Wärmedämmung auch schon wieder schäbig geworden war.
Wir beendeten unseren kleinen Stadtrundgang etwas schneller, denn in der Ferne grollte Donner und der Himmel begann, sich zu verdunkeln. Als wir schon in Sichtweise des Griechen waren, entwickelte sich in kürzester Zeit ein Wolkenbruch, der uns, trotz Rennens, gut nass machte, ehe wir das Lokal erreicht hatten. Wir nahmen Platz, studierten die Speisekarte und bestellten einen Vorspeisenteller für zwei Personen und je ein Hauptgericht. Als erstes kam je ein Ouzo, dann eine riesige Platte mit Vorspeisen die uns vorzüglich schmeckten. Nur die rosafarbene Paste war leider kein Taramas, sondern eine scharf gewürzte Käsezubereitung, was enttäuschend war, und die Weinblätter enthielten Hackfleisch, statt Reis, was nur dem nichtvegetarischen Teil unserer Reisegruppe mundete. Insgesamt jedoch entsprach diese Vorspeisenplatte schon fast einer ganzen Mahlzeit. Umso erwartungsvoller blickten wir den Hauptgerichten entgegen, gebackenen Tintenfischringen mit Tsatziki und Reis, bzw. Lammkeule mit dicken Bohnen und Reis. Man hätte uns warnen sollen, denn auch das war alles vorzüglich, aber insgesamt einfach zu viel, da half auch ein zweiter Ouzo nicht, den die Wirtin spendierte. Draußen hatte es aufgehört zu regnen und so kamen wir trocken zurück ins Hotel.