Mit Radwegen an Flüssen verbindet sich ja in Erwartung und Erinnerung die Vorstellung von leichtem Gefälle oder geringer Steigung, von ruhigen Wegen in kühler Aue, von lauschigen Rastplätzen am Ufer, vielleicht auch von einem gelegentlichen erfrischenden Bad. Bei genauerem Hinsehen oder Erinnern hingegen stellt sich heraus, dass Flusstäler meist auch wichtige Verkehrsadern sind, in denen sich Straßen und Bahnlinien auf oft engem Raum zusammendrängen. Und wenn der Platz nicht reicht, führen die Wege mit Steigungen an den Uferflanken hoch und in Abfahrten hinunter, um alsbald abermals anzusteigen. Große Flüsse ziehen auch Industrie an, die ihr Wasser nutzen möchte, und Kraftwerke, die es zur Kühlung verwenden. Und Siedlungen. Und Tourismus.
So begann auch unsere Fahrt an diesem Tag entlang von Hauptstraßen. Bei Koblenz wechselten wir wieder in die Schweiz und fuhren bald in eine Sackgasse, denn wo meine Karte einen befahrbaren ruhigen Weg am Rhein gezeigt hatte, kam stattdessen zunächst eine Straßenbaustelle und dahinter eingezäuntes Militärgelände. Wir mussten also zwei Kilometer zurück und auf die Hauptstraße, von der aus wir dann auch das Atomkraftwerk Leibstadt sahen, das sich schon lange durch die große Dampfwolke aus dem Kühlturm angekündigt hatte.
Hinter einem Ort mit dem schönen Namen Mumpf fuhren wir in einer Siedlung ans Wasser und setzten uns auf eine schattige Bank, um Brotzeit zu machen. Von einem kleinen Hochstand im Fluss sprangen Jungs ins kühle Nass, ganze Familien mit Kindern in Schwimmwesten liefen an uns vorbei flussaufwärts und kamen alsbald wieder heruntergeschwommen. Eine Frau paddelte auf einem Board stehend hinauf und herunter, ihr kleiner Bub saß ruhig vorne auf dem Brett.
Danach wurde unser Weg für eine Weile wirklich ätzend, denn er führte in sengender Hitze an einer lärmenden Autobahn entlang. Es folgte eine ruhigere Landstraße, auf der kilometerweit in gelber Farbe Fahrradstreifen abmarkiert waren. Im Landkreis München beantragen wir das gerade mühsam.
In Rheinfelden wechselten wir wieder auf die deutsche Seite und gönnten uns ein Eis. Nach wenigen Kilometern befanden wir uns zwar immer noch auf der gleichen Rheinseite, aber jetzt wieder in der Schweiz und auf diese Weise passierten wir noch zweimal die Grenze, bis wir, nach einem letzten mühsamen Anstieg unser Quartier in Weil am Rhein erreicht hatten.
Die Frau des Hauses klagte ausgiebig über Probleme mit ihrem WLAN, unser Zimmer ist ein wenig eng, aber es gibt Utensilien, um sich ein Frühstück zu machen und wir konnten prima duschen. Danach brauchten wir nur um die Ecke zu gehen, um internationale kulinarische Auswahl zu haben. Wir wählten einen Türken, der gute Pizza hatte und offenbar berühmte Steaks zu braten wusste, denn die wurden an den Nachbartischen eifrig bestellt und verzehrt.