Nach einer angenehm ruhigen Nacht und einem schönen Frühstück beluden wir unsere Räder, die die Nacht hinter dem Haus zugebracht hatten, schlängelten uns zurück durch den Garten, über den Kinderspielplatz und durch die Anliegergasse und befanden uns wieder am Kanal bei der Brücke, über die wir am Vorabend gekommen waren. Weiter durch die lange Straße mit den merkwürdig nach vorne gekippten Häuserfassaden auf den schönen Platz, an dem wir zu Abend gegessen hatten, durch die belebte Fußgängerzone, in der ich beim C&A etwas Wäsche kaufte (lieber kaufen, als waschen…) und hinaus und entlang zwischen Damm und Polder. Landwirtschaft mit Kühen Pferden Eseln Schafen Ziegen Hühnern, Graugänse und Starenschwärme auf den Weiden, Schwäne und Reiher, ein Kaninchen im Eiltempo über die endlose deckungslose Weite des Graslandes, zum Glück erst einige Kilometer weiter zwei Greifvögel hoch am Himmel. Hollandwolken, so kann ich jetzt sagen, von weiss bis dunkelgrau, viel blauer Himmel dazwischen und kräftige Sonne.
Strecken auf dem geraden Damm mit Weitblick auf Land rechts und See links. Dann wieder durch Dörfer und ländliche Siedlungen, Kurzrasen und gepflegte Vorgärten. Man kann kaum den indiskreten Blick durch die großen Fenster in die Wohnzimmer vermeiden. Ob es einfach unbefangene Offenheit ist, die solche Einblicke gewährt, oder das Bedürfnis nach sozialer Kontrolle in beiden Richtungen, nach drinnen und draußen? Dem Durchreisenden zeigt sich freundliche Bürgerlichkeit.
In Windungen auf Amsterdam zu und hinein. Ein paar Irritationen über den richtigen Weg, dann entgegen dem Feierabend-Radlerverkehr mit der Fähre (ich hatte es nicht glauben wollen) in die innere Stadt. War schon auf dem Land die Privilegierung des Radverkehrs sehr erstaunlich, so scheint das Fahrrad hier in der Stadt das Hauptverkehrsmittel zu sein, und alles geht erstaunlich leicht, flüssig und konfliktfrei. Wie wir überhaupt immer wieder über das tolerante und unaggressive Verhalten der Holländer im Straßenverkehr gestaunt haben. Es gibt sehr viele Kreisverkehre, an Ampeln Anforderungsknöpfe für Fußgänger und Radfahrer, selten wird warnend, fast nie ermahnend gehupt. Als wir uns einmal beim Abbiegen verirrten und auf einer den Autos vorbehaltenen Straße landeten, hielt ein älterer Mann seelenruhig auf der Gegenfahrbahn und erklärte uns den Weg. So gelangten wir nach einer kleinen Irrfahrt auch sicher und präzise zum gebuchten Hotel Inner Amsterdam, wo wir unsere Räder im geschützten Innenhof abstellen konnten und ein enges aber sehr ruhiges Zimmer vorfanden. Wir gingen um die Ecke zum Essen und dann noch eine Weile durch die Stadt, wo das Freitagnachtleben tobte. Bis sich schließlich doch die gut 70 km bemerkbar machten, die wir geradelt waren und wir den Heimweg zum Hotel suchten.