Idling in the rain. Wenn man eine Stadt so weit kennengelernt hat, wie das bei einem Kurzbesuch möglich ist, kommt irgendwann ein toter Punkt. Das Gefühl, die wichtigsten sogenannbten Sehenswürdigkeiten besucht, die Atmosphäre aufgenommen zu haben, jede charakteristische Straße (und ein paar mehr) schon einmal gegangen (und geradelt) zu sein. Jetzt kann man sich entweder für eine längere Zeit niederlassen und zwei oder drei Wochen bleiben, um die Stadt tiefer zu erkunden, oder man kann abreisen. In diesem Zustand befinden wir uns jetzt. Der heute recht ausgiebige und anhaltende Regen tut sein Übriges, denn er hindert uns, einfach auf Plätzen und in Parks zu sitzen. Und unsere Sachen liegen fertig gepackt im übervollen Gepäckraum des Hotels und warten, bis wir sie abends holen, auf die im Garten stehenden Räder packen und zum Bahnhof radeln. Es ist Abreisetag.
Der Blumenmarkt erweist sich als Tourismus-Veranstaltung. Gegenüber Läden mit Souvenirs, Weihnachtssachen für Amis und Japaner, nutzlosem und obszönem Spielzeug. Kaffeepause hinter Glas mit nettem Blick auf die Straße. Drin und draußen Menschen aus aller Welt. Auf der Straße ziehen zwei geschmückte Rösser ein unecht aussehendes Amstel-Bierfuhrwerk vorbei und eine endlose Schlange aufgehaltener Autos hinter sich her. Wir möchten nicht in einem der Taxis sitzen.
Mmmh Heringssemmeln. Westerkerk. Nebenan am Anne-Frank-Haus warten die Besucher in langer Schlange. Aalsemmel. Sonnenbank im Hof des Historischen Museums. Amsterdam verabschiedet sich mit Flecken blauen Himmels. Wir laufen noch durch den hübschen, sehr aufgeräumten Begijnhof, eine Oase der Ruhe mitten in der Stadt, wo nur Frauen wohnen. Dann gehen wir, ungewöhnlich zeitig, noch einmal holländische Hausmannskost essen.
Schließlich holen wir Gepäck und Räder, fahren ein letztes Mal durch die Stadt und stehen zum Glück schon sicher unter dem großen Hallendach am Bahnsteig, als ein Gewitter mit infernalischem Regen niedergeht. Zum Schluss noch kurze Aufregung, denn der Zug fährt ziemlich spät und genau entgegengesetzt der am Plan angezeigten Wagenfolge ein, so dass wir mit unseren Rädern ans entgegengesetzte Ende des Bahnsteigs hasten müssen. Aber alles geht gut und wir fahren los in die Nacht, der Heimat entgegen.