Wirtshausfrühstück im Thüringer Hof, wo wir sehr komfortabel übernachtet hatten. Dann zum Supermarkt, um Proviant und Wasser zu kaufen. Schließlich zurück auf den Saale-Radweg. Heute wieder mit anständiger Orientierung. Die Beschilderung ist nicht ganz so konsequent wie an der Ilm, manchmal auch irreführend, aber wir haben die neue leporellogefaltete Karte (die sich einmal beim Umblättern während der Fahrt im Wind entfaltete und munter davonflog). Außerdem hatte ich mir mehr Zeit mit der Vorbereitung des Navi genommen: Umwandeln der Wegbeschreibung aus dem Radreise-Wiki vom kml-Format ins Garmin-Format bei gleichzeitiger Aufteilung der Route in passende Teilstücke. Auf dem Netbook eigentlich kein Problem mit WinGDB3, aber doch nicht ganz ohne Tücken. Dann noch Umkehren der einzelnen Abschnitte, denn wir fahren ja in Gegenrichtung…
Nach der langen gestrigen Stecke waren wir etwas lahm und steigungsmüde. Außerdem wehte kräftiger Gegenwind, der immer wieder dunkle Regenwolken vorbeitrieb, die uns kurze Schauer bescherten. In Rudolstadt nahmen wir Zuflucht unter dem großen Schirm des Eiscafe Aquila im Hotel Adler und fanden den Ort so hübsch, dass wir nach kurzem Studium von Landkarte und Zugfahrplänen beschlossen, die letzte Nacht dieser Reise hier zu verbringen. Und da wir schon einmal vor dem Hotel Adler saßen, leisteten wir uns den kleinen Luxus, es dem alten Goethe gleichzutun und in diesem Haus abzusteigen. Das prachtvolle Zimmer hat zwei große Fenster zum Rathausplatz.
Nachdem wir unsere Habseligkeiten in Schrank und Fensternischen untergebracht hatten, wanderten wir durch die schmalen Gassen hinauf zum Schloss Heidecksburg. Rudolstadt ist wirklich sehr hübsch. Der Sozialismus hat nur wenige Bausünden hinterlassen. Ein Teil der Gebäude ist noch im heruntergekommenen Altzustand, aber viele sind liebevoll und stilgerecht renoviert. Vom hohen Schloss schöne Blicke auf Stadt und Landschaft. Auch Schlosshof und -garten sehr nett anzuschauen. Wir blieben eine Weile, verzichteten aber auf den Besuch des Museums und der Fürstengemächer. Wie schon mehrfach an diesem Tag kündigte sich mit Windböen und finsteren Wolken ein heftiger Regenguss an, aber wieder fielen nur wenige Tropfen.
Durch einen Laubengang stiegen wir ab in die Stadt und wanderten durch die bunte Häuservielfalt der Schillerstraße bis zum Cafe im Schillerhaus, wo wir zu Kaffee und Kuchen einkehrten. Dann querten wir Bahn und Fluss, schlenderten auf der anderen Seite durch den Park und zur Abendessenszeit wieder in die Stadt zurück.
Zum Abendessen kehrten wir im Verrückten Kartoffelhaus am Markt ein. Das Lokal ist mit originellem Trödel ebenso überladen wie die Speisekarte an originellen Gerichten mit und ohne Kartoffeln. Deftig, gut und absolut reichlich. Nur ein paar Schritte über den Marktplatz und wir waren zurück im Hotel.