Die Bahn ist voller Rätsel. Eines davon ist die Fahrplanauskunft im Internet, die uns heute mit der Sonderabfrage „Fahrradmitnahme“ auf eine lange etappenweise Fahrt mit der Vogtlandbahn geschickt hat. Von München nach Hof, dann nach Plauen, dann nach Zwickau und nach einem weitern Mal Umsteigen endlich nach Dresden.
In Hof auf allen Linien Verspätung. Der Zeitabstand zwischen dem durchgehenden Regionalexpress nach Dresden und der etappenreichen Vogtlandbahn war zu knapp, um es am Schnellzug zu versuchen, und bei Platzmangel dort zum Bummelzug zu wechseln. Der wäre dann fort gewesen. Laut Fahrplan zumindest. Als er endlich fuhr, hatten wir mit langen Gesichtern schon zwei Schnellzügen nachgeschaut.
Aber nette Namen haben die zahlreichen Haltestellen der Vogtlandbahn: hinter Hof kommt Feilitzsch, dann Gutenfürst und Grobau, Schönberg, Mehltheuer, Syrau, der Zug hält überall nur auf Anforderung, schließlich Plauen. Dort erneut die schwierige Wahl: langsam, aber sicher, mit dem bereits einladend wartenden Bummelzug nach Zwickau, oder riskieren, auf den schnellen Direktzug nach Dresden zu warten und dann keinen Fahrradplatz zu bekommen. Wir entschieden uns für die Vogtlandbahn: Jößnitz, Jocketa, Ruppertsgrün, Herlasgrün, Netzschkau, Steinpleis, Lichtentanne, Zwickau.
Dort dann nochmals das Entweder-Oder, aber diesmal war’s einfach, denn eine Schaffnerin verriet uns, dass der Schnellzug in jedem Fall eher fahren würde, als die Regionalbahn am gleichen Bahnsteig. Immerhin fünfzig Minuten gewonnen.
In Dresden erst Verwirrung, denn das Navi führte uns brav an die geografisch richtige Stelle, aber man hatte den Straßennamen geändert und wir suchten etwas herum, bis wir verstanden: Das Etap-Hotel Dresden ist, ohne sich von der Stelle zu rühren, von der Wilsdruffer Straße 25 zum Altmarkt 25 übersiedelt.
Innen futuristisch-spartanisch. Samt Fahrrädern im edelstahlglänzenden Lift zur Rezeption in die zweite Etage, wo es auch einen wohlgeordneten Veloparkplatz gibt. Das Zimmer modern, klimatisiert, sauber, schranklos, tischlos, stuhllos. Die Dusche eine Glaskanzel in der Zimmerecke. Davor, freistehend an einer schmalen Säule, das Waschbecken. Das WC einsam in einem winzigkleinen abgeschlossenen Raum.
Wir verstreuten unsere Sachen auf dem Boden und machten uns auf, Abendessen zu suchen. Nebenan, in der hochmodernen Altmarkt-Galerie, Fehlanzeige. Zwischen Markenshops nur Ketten-Snack für den eiligen Gast, jetzt schon geschlossen. Ein paar Straßen weiter, gleich hinter der Kreuzkirche fanden wir das Café-Restaurant Aha – Anders Handeln, Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung und kirchliche Ökumene. Wir aßen wohlschmeckend und mit bestem politischem Gewissen. Als Nachspeise Grießbrei mit Kirschkompott, wie daheim. Der stillte den Hunger, den die Hauptmahlzeit noch übrig gelassen hatte. Das Lokal erkennbar ein Treffpunkt engagierter Menschen.
Wir umrundeten in lauer Nachtluft noch kurz die Kreuzkirche und schlenderten dann wieder zum Hotel. Das „Twin-Bett“, bestehend aus zwei je nach gegenseitiger Gunst verschiebbaren Spanplatten mit aufgelegten Schaumstoffmatratzen, am Kopfende Sensorschalter für die Beleuchtung, darüber als Wandbild die minimalistische Andeutung einer Wiese, sollte sich als einfache aber höchst effiziente Vorrichtung zur Durchführung des Nachtschlafes erweisen. Träume müssen die Gäste allerdings selbst mitbringen.