Wir verließen das komfortable Feriendorf Bertingen bei trockenem Wetter. Nach einer Weile erreichten wir die Gegend, wo die nächtlichen Gewitter am stärktsten gewütet hatten, die bei uns nur von Ferne zu hören waren. Alte Bäume lagen entwurzelt, von anderen waren große Äste abgerissen, überall hörte man die Motorsägen der Räumtrupps und die Ränder der Obstbaumalleen waren übersät mit Äpfeln, die das Unwetter heruntergeschüttelt hatte.
Wir fuhren über Ringfurth und Sandfurth nach Grieben, kürzten bei Buch den Weg ab und trafen am Elbdeich eine Schafherde mit Lämmern und zwei Ziegen. Weiter durch die Aulandschaft der Altmark gelangten wir schließlich nach Tangermünde. Der Ort ist mit seinen Backstein- und Fachwerkhäusern so wunderbar malerisch, dass wir uns kaum losreißen konnten. Wir beschlossen, den im Reiseführer vorgeschlagenen Abstecher nach Stendal auszulassen und fuhren entlang der Hauptstraße weiter. Nach einem Stück durch unschönes Gewerbegebiet ging es wieder an der Elbe in Richtung Arnau. Waren wir in den letzten Tagen in einer schier endlos weiten Ebene gefahren, wurde es hier etwas hügelig und die Elbe floss in einem engeren und etwas tiefer eingeschnittenen Tal.
Von Arnau aus versuchten wir, telefonisch ein Quartier in Hohenberg-Krusemark zu bekommen, aber wir erreichten niemanden und der Wirt eines Cafés, in dem wir Rast machten, warnte uns, dass wir dort zwar vielleicht eine Unterkunft, aber kein Abendessen finden würden. So navigierten wir auf direktem Weg nach Dalchau und durch ein neu erschlossenes Gewerbegebiet weiter in Richtung Rosenhof. Eine Fähre brachte uns schließlich nach Sandau, das wir schön im Abendlicht liegen sahen. Nach einigem Fragen fanden wir ein Privatzimmer über einem alten Friseursalon und mieteten uns ein. Die Wirtin ist freundlich, das Zimmer und das Bad gegenüber am Flur sind ordentlich, sogar ein Wohnzimmer steht uns zur Verfügung und alles ist voll mit den erstaunlichsten Nippes, Plüschtieren und allen Arten kitschiger Dekoration.
Ein nicht weiter erwähnenswertes Abendessen gab es bei einem Gasthof in einiger Entfernung. Das Lokal sah bei unserer Ankunft so unbelebt aus, dass wir schon fürchteten, unseren Keksvorrat zu Abend essen zu müssen. Ein Gast verabschiedete sich gerade, als wir um acht Uhr kamen. Ganz offenbar waren wir die letzten Gäste und die Wirtsleute schienen auch nicht mehr mit Kundschaft zu rechnen. Als wir wieder gingen, war das Wirtshausschild noch immer ohne Beleuchtung. Am Rückweg waren wir ganz alleine auf der Straße. Nahe dem Gasthof lag der bereits weitgehend skelettierte Kadaver einer überfahrenen Katze auf dem Trottoir, ganz als käme hier wochenlang niemand vorbei.