Wir verließen Frau Pabst und Sandau und fuhren nach Havelberg, wo wir in malerischer Umgebung frühstückten. Croissants oder dergleichen war nicht zu bekommen, also aßen wir zum Milchkaffee Quark-Aprikosen-Torte. Ein etwas ungewöhnlicher Start in den Tag, vielleicht auch ernährungstechnisch nicht besonders gesund, aber durchaus gut. Der Versuch, noch etwas mehr Proviant einzukaufen, führte uns in Schleifen durch den Ort. Immerhin fanden wir eine Bäckerei, aber die Versorgung mit Milchprodukten, Obst, Gemüse oder Keksen ist auf diesen Touren im Osten immer ein Problem, weil es Innerorts kaum kleine Läden des alltäglichen Bedarfs gibt. Als ich dieser Tage eine Buchhändlerin nach einem Lebensmittelladen fragte, war die Gegenfrage: „Meinen Sie einen Discounter?“, und so sind die Verhältnisse in der Tat. In den Ortschaften gibt es kaum Geschäfte, etwas abgelegen und meist auch ab von unseren Wegen finden sich dann Aldi, Lidl, Netto und andere Ketten-Supermärkte.
Es folgte eines der schönsten Wegstücke dieser Reise. Dem Rat unserer letzten Wirtin folgend überquerten wir den Schleusenkanal zwischen Elbe und Havel und konnten so bis kurz vor Rühstädt durch die wunderbare Naturlandschaft zwischen den beiden Flüssen fahren. Wir genossen dir herrliche Gegend und ließen uns von dem meist recht kräftigen Rückenwind helfen. Rühstädt bezeichnet sich selbst als das storchenreichste Dorf Deutschlands. Tatsächlich wurden wir schon bei den ersten Häusern vom lauten Klappern eines Storchs begrüßt, der hoch oben auf seinem Nest saß. Überall gab es solche Nester und einer nach dem anderen erhoben sich die Störche und kreisten in großer Zahl über dem Ort und den angrenzenden Auen.
Weiter an der Elbe entlang kamen wir schließlich nach Wittenberge. Zu der Stadt gibt es nicht viel zu sagen. Wir sahen einige leerstehende Backstein-Fabrikgebäude mit zerbrochenen Fenstern. Am Ortsrand, am Elbufer, gönnten wir uns gegen den Durst des heißen Tages große Apfelsaftschorlen und überstanden so einen kurzen Regenguss im Schutz der großen Sonnenschirme eines Cafés. Abkühlung brachte der Regen nicht. Es blieb heiß und Rückenwind macht zwar schnell, aber er kühlt nicht besonders gut und so suchten wir im weiteren Verlauf immer wieder den Schatten.
Heute fuhren wir viel auf den Deichkronen, die Wege waren teils sandig, teils mit großen und kleinen Betonsteinen oder -platten eben gepflastert. Nur an Deichquerungen und vor allem in Ortsdurchfahrten gab es auch hier, wie auf der ganzen bisherigen Tour, Kopfsteinpflaster, das den Radler ziemlich durchschüttelt. Wir haben bis jetzt nicht verstanden, warum man hier ausgerechnet im Siedlungsbereich diesen unebenen, unbequemen und lauten Straßenbelag wählt. An einem Überschuss an Granit kann es in dieser sandigen Gegend nicht liegen.
Am Nachmittag erreichten wir schließlich mit einer kleinen Motorfähre das malerische Örtchen Schnackenburg. Wir haben inzwischen eine Tagesetappe Vorsprung gegenüber dem Tourplan und so beendeten wir hier die Fahrt dieses äußerst heißen Tages. Das Hafencafé Felicitas hat große, freundliche Zimmer und angenehme Betten. Wir duschten und liefen dann nochmal hinaus. Der Ort liegt in Niedersachsen, direkt an der ehemaligen DDR und ein Museum dokumentiert die Merkwürdigkeiten und Schrecken dieses ehemaligen Grenzgebietes. Im wunderbaren Spätnachmittagslicht liefen wir nochmal hinaus auf den Deich an der Elbe und sahen der emsigen kleinen Fähre zu, mit der wir gekommen waren. Dann wanderten wir noch etwas durch den Ort und schließlich aßen wir bei „Felicitas“ angenehm zu abend.