Morgens war es recht frisch, Adebar stand auf seinem Nest und unsere Gastgeberin hängte im Garten Bettwäsche zum Trocknen auf. Es sollte ein kühler, windiger, aber fast regenfreier Tag werden. Im Hotel Steinhagen gab es ein gutes Frühstücksbuffet, wie immer mit heißem Kräutertee. Dann packten wir wieder, holten unsere Räder aus der alten Schreinerei, wo sie zwischen Kreissäge und Bandsäge die Nacht verbracht hatten, behängten sie mit unseren Gepäcktaschen, steckten die Wasserflaschen in die Halterungen, ich schob die Landkarte auf der richtigen Seite aufgeschlagen in den Kartenhalter am Lenker und das Navi auf seine Halterung, hängte die Mütze an den Rückspiegel und los ging’s, wie jeden Tag.
Teils auf der Deichkrone, teils unterhalb, im Windschatten des Deichs, fuhren wir weiter elbeabwärts. Nach etlichen Kilometern fand sich ein einladender Ort für den Morgenkaffee. Jetzt, kurz vor Mittag saß bei den Elbterrassen in Wussegel noch niemand draußen im Garten, aber die Sonne schien, der Ort war windgeschützt und so nahmen wir Platz. Das Speiselokal drinnen war an diesem Sonntag um halb Zwölf bereits gut gefüllt mit Rentnerinnen und Rentnern, die beim Mittagessen saßen. Wir tranken ausgezeichneten Milchkaffee, dann fuhren wir weiter.
In Hitzacker herrschte Feststimmung. Die Ortsstraße war gesperrt, Imbissstände, Tische und Bänke waren aufgestellt, man aß und trank. „Hitzacker tischt auf“ heißt dieses regelmäßige Ereignis, offenbar eine Art Leistungsschau der örtlichen Gastronomie. Eine andere Leistungsschau plant Hitzacker für den 17. September. Dann geht es darum, den Guiness-Weltrekord im Steckenpferd-Quadrillereiten zurückzuerobern.
Wir radelten hinunter zur Elbfähre und setzten über. Das kleine Boot transportiert nur Fußgänger und Radfahrer und die Überfahrt war mit 2,80 € pro Mensch mit Rad die bisher teuerste auf dieser Reise. Bei Banke bogen wir landeinwärts ab, denn die Stixer Wanderdüne lockte. Sie sei, so lasen wir, eine der wenigen „aktiven“ Wanderdünen, die sich durch Windverfrachtung ihres Sandes verändern. An Ort und Stelle zeigte sich allerdings, dass die Besichtigung eine längere Fußwanderung erfordert hätte und so fuhren wir gleich wieder zurück an den Fluss.
Je nach Verlauf des Weges am Deich mussten wir teils kräftig gegen den Wind antreten, teils wurden wir wie im Flug vorangeblasen. Bei Popelau und Konau fanden wir zwei Museen, die sich mit dem Schicksal der Menschen in dieser Grenzregion nach der Deutschen Teilung beschäftigen. Wer nicht zwangsweise abgesiedelt wurde, musste starke Einschränkungen seiner Bewegungsfreiheit erdulden.
Über Viehle und Stiepelse gelangten wir schließlich zur Anlegestelle der Fähre nach Bleckede. Wir waren zunächst etwas unschlüssig, ob wir die Elbseite wechseln sollten, reservierten dann aber telefonisch ein Zimmer im Haus Elbtalaue in Bleckede. Es liegt zwar etwas weiter vom Ortszentrum, als wir erwartet hätten, ist aber sehr freundlich und hält zahlreiches Informationsmaterial für die Gäste bereit, was ich immer sehr schätze. Auf Empfehlung des Wirts radelten wir abends noch einmal in den Ort zum „Alten Zollhaus“, wo wir vorzüglich und preiswert zu abend aßen.