Rhabarberschorle hätte gute Chancen, unser Kultgetränk dieses Sommers zu werden, wenn nur das Wetter etwas mehr Lust auf einen erfrischenden Trank machen würde. Jedenfalls gab es im Haus Elbtalaue in Bleckede neben sonstigen Annehmlichkeiten auch einen Vorrat an preisgünstigen Getränken zur Selbstbedienung und der Rhabarbertrunk einer lokalen Mosterei hat es uns angetan. Das Frühstück war auch ganz nach Wunsch und zum Abschied bot der freundliche Wirt noch an, ein Erinnerungsfoto von uns zu machen. Hier ist es.
Im Zentrum von Bleckede hatten wir schon am Vorabend einen Bio-Laden entdeckt, in dem wir jetzt Proviant einkauften, dann noch in einem Drogeriemarkt Batterien für das Navi und schließlich gab’s noch Morgencappuccino bei einem italienischen Lokal. Dann waren wir bereit zur Weiterfahrt. Mal vom kräftigen und böigen Wind geschoben, mal gegen ihn antretend folgten wir den Schleifen der Elbe, meist unterhalb des Deiches, für kurze windige Stücke auch oben. Kurz vor Radegast wurde es duster, der Wind nahm zu und es begann, in großen Tropfen zu regnen. Jetzt eine Schutzhütte! Jawohl! Genau im richtigen Moment tauchte ein Unterstand auf, der, wie wir aus angeschlagenen Zeitungsartikeln lesen konnten, erst im Mai in einer „72-Stunden-Aktion“ von der Landjugend Radegast erbaut worden war. Dankeschön auch, ECHT STORK!
Inmitten des Wolkenbruchs kam noch ein zweites Radlerpaar und gesellte sich zu uns. Wir tauschten Reiseerfahrungen aus und warteten gemeinsam, bis der Regen vorbei war. Dann ging es weiter durch die Elbtalaue. In Hohnstorf, gegenüber Lauenburg, machten wir im Windschutz eines Sportheims Brotzeitpause. Beim Fährhaus Tespe tranken wir Kaffee und schauten mit gemischten Gefühlen hinüber zum Kernkraftwerk Krümmel auf der anderen Seite der Elbe, das seit einer Reaktorschnellabschaltung anlässlich einer Störung am 4. Juli 2009 hoffentlich für immer vom Netz ist.
Wie schon tags zuvor freuten wir uns bei der Weiterfahrt über die Schafe am Deich, über die kleinen Vögel, die sich bisweilen auf dem Rücken der weidenden Tiere niederlassen, und über die Schwalben, die auf der Jagd nach Insekten dicht über dem Boden dahinschossen und sich an der Deichkrone mit ausgebreiteten Flügeln vom Wind nach oben reissen ließen, um gleich im pfeilschnellen Flug wieder zurückzukehren. Oft keuzten sie bei ihren atemberaubenden Flugmanövern so knapp vor uns den Weg, dass wir instinktiv die Köpfe einzogen, um einem Zusammenstoß zu entgehen, aber sie sind ja sehr geschickte Flieger.
Langsam wird die Nähe der Großstadt spürbar. Der Verkehr nimmt zu, die Ortschaften gehen ineinander über, die Besiedlung wird dichter, die bislang recht frei fließende Elbe ist stückweise verbaut und die Preise für Kaffees und Unterkunft steigen schon deutlich. Nachdem wir erst für übernächste Nacht in Hamburg gebucht haben, ließen wir es in Stove genug sein und mieteten uns im Hotel zur Rennbahn ein. Die Zimmer liegen nebeneinander entlang einer Veranda im Garten und es ist fast wie in einem Ferienhäuschen. Im Hotel-Restaurant waren wir schon um halb Neun die einzigen Gäste. Aber man servierte uns ein wirklich ausgezeichnetes Abendessen. Was fehlt, sind warme Socken zum Fleecepulli, denn es ist ungemütlich kühl geworden.