Trotz der vielen Nachtschwärmer in der Gegend hatten wir passable Ruhe. Unter den dünnen Bettdecken war es allerdings nicht besonders warm, obwohl wir schon unsere Seidenschlafsäcke zu Hilfe genommen hatten. Die ungeregelte Heizung hatten wir nachts doch nicht an lassen wollen.
Frühstück mit Kaffee und Hörnchen gab es ganz ordentlich in einem modernen Self-Café. Dann liefen wir am Fluss entlang zur Kettenbrücke, hinüber an die andere Seite der Donau und hinauf zur Burg. Natürlich sind wir nicht die einzigen Touristen und leider gibt es überall sehr zudringliche Werber für Stadtführungen. Von oben weite Ausblicke über die Stadt. Die Temperaturen frostig, an einigen Wasserausläufen in der Mauer hingen Eiszapfen und es wehte eisiger Wind. Wir bedauerten die Wachsoldaten am Präsidentenpalast und wärmten uns in einem charmanten Café nebenan auf.
Dann wanderten wir weiter zur Matthias-Kirche mit erstaunlicher Innendekoration, aber leider wegen Renovierung nur teilweise zugänglich. Außerhalb, auf der Flussseite, die Galerien und Türmchen der frisch renovierten Fischerbastion, von der aus sich schöne Blicke auf die Stadt boten. Auf dem Platz ließen sich Touristen mit Greifvögeln auf der Lederhand fotografieren.
Dann im weiten Bogen hinunter zur Margareteninsel, auf der Brücke hinüber, die bei jeder Trambahn vibrierte, als gäbe es ein Erdbeben. Am anderen Flussufer hatten wir die Straßenbahn nehmen wollen, aber alle Fahrkartenautomaten waren defekt, aus dem Fahrer war kein verständliches Wort herauszubringen und so fuhr die Tram schließlich ohne uns los und wir liefen zu Fuß. Das gab uns Gelegenheit, noch einen Blick in die imposante Stefans-Basilika zu tun, wo allerdings ein Abendgottesdienst im Gang war, so dass wir nur kurz von hinten schauen, aber nicht umhergehen konnten.
An Marktständen gab es Langos und Baumstriezel und dann entschlossen wir uns, für eine Weile ins Hotel zu gehen. Da war es so gemütlich, dass wir fast nicht mehr fortgekommen wären. Wir verhandelten lange über die Reste unseres ungarischen Geldes und was wir uns dafür wohl leisten könnten, wenn anderntags noch ein Frühstück und etwas Reiseproviant drin sein sollten und wurden über das Rechnen mit großen Summen von Forint so träge, dass wir beinahe hungrig ins Bett gegangen wären, statt uns nochmal hinaus zu begeben. Schließlich überwog aber doch der Appetit. Wir gingen einen Geldautomaten suchen, besserten unsere Barschaft auf und besuchten die Pizzeria gleich an der Ecke beim Hotel. Man isst in dieser Stadt wirklich gut und günstig.
Auffallend ist allerdings, dass es in dieser Stadt auch recht viel Armut zu geben scheint. Oft sahen wir ärmlich gekleidete Menschen, Leute, die sich in Eingängen ungenutzter Läden häuslich eingerichtet hatten, Männer, die in Hausmülltonnen nach Getränkedosen und anderen Wertstoffen wühlten und einmal wollte Pia ein öffentliches Toilettenhäuschen aufsuchen, entdeckte dann aber eine darin wohnende Frau. Auch im Stadtbild zeigt sich häufig Geldmangel. Einige Gebäude sind sehr gut renoviert und in Stand, aber viele Häuser sind heruntergekommen, schäbig und manche auch in baufälligem Zustand. Aber wir finden alles in allem, dass Budapest durchaus einmal eine längere Reise wert wäre. Zu einer wärmeren Jahreszeit allerdings.