Das Frühstück im Flower Palace Hotel gab es noch immer im Keller, wie im vergangenen Jahr, allerdings war der Raum nun doppelt so groß und rosa gestrichen.
Wir machten uns am Vormittag in kleiner Gruppe auf zur Chora Kirche, die wir bei unserem letzten Aufenthalt geschlossen vorgefunden hatten. Dieses Mal konnten wir sie besichtigen und die alten Wandbilder sehen. Dann Pause im Teehaus gegenüber und anschließend machten wir uns auf den Weg zu Süleymaniye Moschee. Von dort wieder zurück nach Eminönü. Das war insgesamt ein langer Spaziergang, überwiegend durch Gassen und Straßen völlig abseits der Touristenströme, auf dem wir auch etwas von den Unterschiden zwischen den einzelnen Stadtteilen erkennen konnten. Wir sahen eine große Schule, an der viele verschleierte Mütter ihre Kinder abholten, alle Arten von Geschäften, Souterrain-Werkstätten für Dieses und Jenes, Straßenhändler, Lastenträger, die Männer, die hier in riesigen Handkarren Altpapier und -Kunststoffe sammeln, Turbanträger in traditionellen weiten Hosen, Metzgereien, in denen kopfunter die geschlachteten Schafe hingen, auf einer nahen Grünfläche zwei weidende Artgenossen, verfallende, renovierte und neue Häuser und Vieles andere mehr.
Am Spätnachmittag fuhren wir hinüber und hinauf zum Taksim-Platz, wo in Erwartung des Nationalfeiertags riesige rote Fahnen mit Stern und Halbmond von den Häusern hingen. Wir saßen eine Weile am Rand des Gezi-Parks und liefen die lange Einkaufsstraße wieder zurück, wobei sich die Gruppe je nach Kaufinteressen langsam aufteilte.
Am Abend fuhren wir gemeinsam nochmal in eine Gegend, wo wir nachmittags besonders viele Lokale gesehen hatten. Dieses Mal war es besonders schwierig, auch etwas für die Vegetarier zu finden, die etwa die Hälfte der Gruppe ausmachten, aber schließlich wurden alle zufriedengestellt und gut gesättigt. Allerdings grassierte in unserer Gruppe seit längerem ein Eingeweide-Infekt, der den Appetit und die Genussfähigkeit der jeweils Betroffenen stark eingeschränkt. Ein Teil der Gruppe fuhr mit dem Taxi zurück zum Hotel, wir anderen liefen und fanden die tagsüber quicklebendigen Straßen nunmehr völlig leer und verwaist vor. An den Geschäften und Werkstätten waren die stählernen Rollläden geschlossen, ein paar streunende Hunde durchsuchten den liegegebliebenen Tagesmüll und nur ganz vereinzelt begegneten uns jetzt, um zehn Uhr abends, noch vereinzelte Passanten.
Mehr und auch recht lautes Leben herrschte noch im Touristenviertel rund ums Hotel und wer noch nicht zu Bett musste oder wollte, ging noch mit auf einen Abendtrunk in eines der Lokale.