Weiterreise. Morgens weckte mich das Geklapper der Händler, die auf der Straße vor dem Hotel in langer Reihe ihre Markstände aufbauten. Warme Kleidung schien angesagt zu sein. Man sah lange Hosen, gefütterte Jacken, kaum mehr Badesachen.
Wir packten unsere Sachen. Die Wäsche war inzwischen getrocknet, auch meine Jeans. Dann frühstückten wir wieder in der Bar gegenüber, schleppten unsere Fahrradtaschen nach unten, packten auf, bezahlten und verabschiedeten uns von der freundlichen Signora. Das nun wieder funktionierende Internet brachte die Buchungsbestätigung für das nächste Hotel, und einige Nachrichten von zu Hause.
Wir mussten uns noch mit Bargeld ausstatten, hatten allerdings erst am zweiten Geldautomaten Glück. Noch ein paar Postkarten in den Briefkasten, dann konnten wir los. Wir fuhren nicht über den langen Damm, auf dem wir nach Grado gekommen waren, sondern ostwärts an der Küste entlang, leisteten uns sogar einen gehörigen Umweg, um noch länger am Meer zu sein, wo weit draußen die großen Tanker auf Triest zu fuhren und wendeten uns dann landeinwärts auf Slowenien zu.
Unsere wenigen Versuche, angebliche Radrouten zu nutzen, endeten an Maisäckern, aufgeweichten Feldwegen, wackeligen, mit Rädern unpassierbaren Stegen über Wassergräben und einer überschwemmten Bahnunterführung mit unauslotbarer Wassertiefe. Also fuhren wir meist auf gut bis mäßig belebten Autostraßen.
Die Grenze nach Slowenien überschritten wir ganz beiläufig am Rand einer Wohnsiedlung. Dann ging es noch ein Stück nach Slowenien hinein, bis Solkan. Die Hausnummer des Hotels hatten wir auf dem Plan nicht gefunden, die Lagemarkierung auf Booking.com lag etwas abseits einer Landstraße und als wir diesem Hinweis skeptisch folgten, sahen wir schließlich recht hoch über der Straße durch das Tal der Soča einen supermodernen Bau, zu dem der zarte Name „Primula“ nicht wirklich passen wollte. Wir arbeiteten uns die steile Einfahrt hoch, wurden sehr zuvorkommend empfangen und bekamen ein nicht sehr großes aber komfortables Zimmer mit Bad und problemlosem Interntzugang. Nach Auspacken und Duschen genossen wir von der großen Terrasse aus den Blick über das Tal, in das wir morgen fahren würden.
Das Haus beherbergt auch ein schönes Restaurant mit Talblick, das am Abend ganz gut besucht war. Da bekamen wir zu moderatem Preis ein Vier-Gänge-Menü der Extraklasse bei sehr guter unaufdringlicher Bedienung. Beim Rest des guten Rotweins überlegen wir uns das Ziel für den kommenden Tag. Bis wir alles fertig recherchiert und geplant und gebucht hatten, lagen wir dann schon im Bett.