Der Tag versprach anstrengend zu werden. Zwar hatten wir am Vorabend zwei Routen ausgeschlossen, die uns zu ehrgeizig erschienen waren, aber wir konnten das Tal der Soča nur flussabwärts verlassen, wie wir gekommen waren, oder eben über irgendeinen der Pässe. Unsere Wahl war auf den Predel gefallen, mit Tarvisio als Tagesziel.
Um Sieben begann kräftiges Sonntagsgeläut von der nahen Kirche. Wir dösten noch eine Weile vor uns hin, aber dann standen wir auf, packten, beluden unsere Räder und verließen das Haus ohne Frühstück. Es gab einfach keines. In einer Bar am Platz hatten wir auch kein Glück, denn die Hörnchen waren aus. Also tranken wir den Milchkaffee so. Im Supermarkt nebenan gab es dann auch keine frischen Backwaren, nur abgepackte Industrie-Brioches. Die aßen wir im Stehen auf dem Vorplatz.
Immerhin war es sonnig und trocken. Wir starteten auf der Straße an der Soča flussaufwärts. Kobarid liegt auf 254 m über Meereshöhe. In Bovec, auf 434 m, gönnten wir uns den nächsten Kaffee. Auf dem Weg nach Log Pod Mangartom machten wir irgendwo im Wald Brotzeit, mit Trauben und Joghurt aus dem Supermarkt.
Es gab an diesem Sonntag zwar keinen LKW-Verkehr, aber zahlreiche Ausflügler, Transporter, die Boote für die Rafter transportierten, und vor allem Motorräder, Motorräder, Motorräder. Einzeln, in kleinen Gruppen und in ganzen Geschwadern. Den Bikern, die in den Bergrouten dieser Gegend ein Dorado gefunden zu haben scheinen, sei ihr Vergnügen gegönnt. Was sie, außer ihrer großen Zahl, zur Plage macht, sind der verstörende Lärm ihrer Auspuffanlagen und ihre aggressive, teils halsbrecherische Fahrweise. Sie begleiteten uns den ganzen Tag.
Weniger störend waren die Autos, auch wenn manche deutlich zu knapp an uns vorbeifuhren. Nur einmal drängte sich ein mit Booten beladener Pickup so knapp an uns vorbei, dass ein entgegenkommendes Fahrzeug scharf bremste und der Hintermann klirrend auffuhr. Der Verursacher machte sich nach kurzem Anhalten aus dem Staub. Von uns wollte niemand etwas, also fuhren auch wir weiter.
Wenige Kilometer vor der Passhöhe machten wir nochmal Rast bei einer Kapelle und genossen die Aussicht.
Zwei sehr nette Radler aus Rosenheim kamen abwärts gefahren, hielten bei uns und wir plauderten eine Weile. Dann nahmen wir das letzte Stück des Anstiegs zum Pass Predel (1156m).
Bei dem Restaurant dort an der Grenze zu Italien machten wir nochmal Kaffeepause und genossen die Aussicht und waren stolz auf unsere Leistung, denn immerhin waren wir rein netto gut 900 Meter aufgestiegen, Brutto noch viel mehr, denn dazwischen lagen immer auch wieder kräftige Abfahrten.
Dann ging es auf kurvenreicher Strecke flott bergab zum Lago del Predil
Und weiter abwärts nach Tarvisio (715m), zu dem gleichen Hotel, wo wir schon vor einer endlos lang erscheinenden Woche abgestiegen waren. Da aßen wir auch wieder zu Abend, planten und schrieben noch eine Weile und gingen dann in das bereits bekannte Zimmer mit dem bereits bekannten Bett.