25. Mai 2015 – Warschau

Das Campanile Hotel in Warschau liegt direkt an den Gleisen zum Zentralbahnhof und bei einer großen Straßenkreuzung. Deshalb hielten wir in der Nacht das Fenster geschlossen. Wir hätten dazu die künstliche Belüftung anschalten sollen, denn so wurde es etwas zu warm. Sonst war das Zimmer zwar klein, aber völlig in Ordnung. Das reichhaltige Frühstücksbuffett gab es im angenehmen, modern eingerichteten Restaurant. Mit Einlasskontrolle.

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Wir wanderten zwischen Hochhäusern,  Plattenbauten und Ruinengrundstücken zum Grzybowski-Platz und von dort in ebensolcher Stadtlandschaft durch das Gebiet des ehemaligen Ghettos zum Museum des Warschauer Aufstands. Es ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, als heutiger Deutscher durch diese Ausstellung zu gehen, in der in drastischen Zeitdokumenten die Gräueltaten der eigenen Vorfahren im  besetzten Warschau dargestellt werden. Wir schämen uns, sind zugleich froh, dass weniger als ein Menschenalter später Normalität zwischen den Völkern eingetreten ist und hoffen, dass das so bleibt. Im Café DoWoli, wo wir auf dem weiteren Weg Halt machten, hörten wir zum Cappuccino ein Lied der französischen Sängerin Zaz.

Nächste Station waren die Mirów Markthallen, ein bemerkenswert ruhiger Ort, ohne das Geschrei südländischer Märkte, mit zum Teil winzigen Läden, Frisiersalons, Nähereien und anderen Angeboten.

Unser weiterer Weg führte uns zum Gelände des ehemaligen Gestapo-Hauptquartiers, dessen Gedenkstätte derzeit allerdings eine Baustelle ist. Nächste Station war das Denkmal der Ghettohelden, vor dem Willy Brandt am 7. Dezember 1970 den berühmten Kniefall tat. Ein wenig entfernt, auf der gegenüberliegenden Seite des jüdischen Museums, erinnert eine Bronzetafel an diesen einzigartigen großen Moment bundesrepublikanischer Geschichte.

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Wir besuchten noch den „Umschlagplatz“ von wo aus 300.000 Juden in die Vernichtungslager gebracht worden waren und machten uns dann gedankenvoll auf den Weg zurück ins Hotel.

Da es zu regnen begonnen hatte, wollten wir mit der Straßenbahn fahren. Die Linie war mit Hilfe von OpenStreetMap schnell gefunden. Einen Fahrkartenautomaten gab es an der Haltestelle leider nicht, aber der Zug der Linie 1, der dann kam, war von der modernen Sorte, die einen Automaten an Bord hat und so gelangten wir schnell und trocken zum Hotel.

Zum Abendessen liefen wir nochmal ein ganzes Stück bis zu U Swejka. Dort war es laut, zünftig, deftig und mehr als reichlich für zu zweit um nicht einmal 20€. Am Geschmack, meint Friederike, könnte noch etwas gearbeitet werden. Ich war zufrieden.

Die Stadt ist großzügig angelegt, mit breiten Boulevards und riesigen Plätzen, und so sind unsere Fußwege lang. In einer der Buden nahe beim Hotel holten wir uns noch zwei Flaschen Bier und gingen aufs Zimmer, um unsere müden Beine auszustrecken.