Heute gab es kein Frühstück. Unser erster Weg führte zum Supermarkt, um Obst und Tomaten zu kaufen. Der zweite Weg sollte in ein Café führen, aber das haben wir irgendwie verpasst und so folgten wir zuerst dem durch das weite Tal mäandernden Radweg innaufwärts.
Später kamen Gewebegebiete, erstaunlicher Weise auch einige große Recyclingunternehmen, die ich an dieser Stelle eher nicht erwartet hätte, in Wattens die riesige Fabrik von Swarowski, die mit ihren wuchtigen Gebäuden und Anlagen den alten Ort vollkommen erdrückte. Dann kamen aber auch wieder Maisäcker, Krautäcker und große Felder mit Küchenkräutern. In Hall machten wir einen Abstecher zu einem Café am Fuße der Altstadt und gönnten uns ein verspätetes Frühstück aus Milchkaffee und österreichischen Kipferln zum Eintauchen.
Dann ging es weiter, teils in unmittelbarer Nähe zu Auto- und Eisenbahn, dann auch wieder am Inn entlang und schließlich hinein nach Innsbruck, wo wir langsam die Altstadt durchquerten.
Auf der anderen Seite begann bald in weiten Kurven der Anstieg aus dem Tal.
Dann wurden die Kurven enger, die Straße weiterhin ansteigend aber nicht mehr so steil. Schon von weitem sahen wir hoch oben die weit gespannte Europabrücke der Autobahn, die wir schließlich unterquerten.
Begleitet von Motorrädern, Campern, Pkw und gelegentlichen Lkw kamen wir nach Matrei, wo wir am starken Strahl eines Trinkwasserbrunnens unsere Vorräte auffüllen konnten, und schließlich in das ebenso malerische Steinach.
Von da war es dann nicht mehr allzu weit bis zu unserem Tagesziel, Gries am Brenner, wo wir ein Zimmer im Weißen Rössl gebucht hatten.
Man hatte uns offenbar erst später erwartet und so wurde das Zimmer erst hergerichtet, während wir unter Sonnenschirmen im kleinen Gastgarten hinter dem Haus gespritzen Apfelsaft tranken. Unser Zimmer war hell und licht und mit weißen Möbeln aus dem Hause Ikea eingerichtet, darunter die derzeit berüchtigte Kommode mit dem sprechenden Namen „Malm“, die kleine amerikanische Kinder unter sich begräbt, wenn sie an den Schubladen zu klettern versuchen und niemand den Eltern die Aufbauanleitung vorgelesen hat, in der steht, man möge Malm kippsicher an der Wand befestigen. Auch hier, in Gries am Brenner, war dies nicht geschehen.
Wir richteten uns ein, machten uns frisch, ruhten eine Weile und gingen dann nach unten in die Jägerstube zum Abendessen. Dort wimmelte es nur so von ausgestopftem Getier. Da gab es einen Dachs, Wiesel, Murmeltiere, an den Wänden Gamsköpfe und solche von Rehböcken, zahlreiche Geweihe, etliches Federvieh, mindestens zwei Wolpertinger, und in einer Ecke röhrte ein veritabler Sechzehnender mit brünftig herauspräpariertem Geschlechtsteil. Über unser Mahl schließlich wachte ein ebenfalls beachtlicher Hirschkopf.
Wir ließen es uns schmecken, tranken noch ein Bier und gingen dann ungewöhnlich zeitig zu Bett. Der Tag war anstrengend gewesen und der nächste würde es nicht minder.