Nachts war es laut gewesen. Gegenüber dem Hotel befand sich eine Kneipe namens Woodstock und die dortigen Gäste unterhielten sich bis weit nach Mitternacht lautstark. Auch später waren noch lärmende Leute auf der Straße und schon früh kamen Straßenreinigung und Müllabfuhr.
Wir fuhren noch einmal zur Piazza, um sie bei Tage zu sehen, dann hinaus aus der Stadt. Unterwegs fanden wir in einer Wohnanlage mit einigen kleinen Läden unseren Proviant. Wir essen noch immer kiloweise Weintrauben, aber langsam ist unser Appetit darauf gesättigt.
Nachts hatte es geregnet. Der Himmel war bedeckt und es war bedeutend kühler als in den letzten beiden Wochen, aber nur in Pausen zogen wir unsere Windstopper-Jacken an. Während der Fahrt genügten immer noch Hemd oder T-Shirt.
Nach einiger Zeit erreichten wir die Valli di Comacchio, einen großen See im Nationalpark des Po-Deltas. Meist auf Dämmen fuhren wir durch eine sonst völlig ebene Landschaft. Einmal mussten wir auf einer kleinen Fähre einen Kanal überqueren.
Wir sahen Reiher, Möven, Flamingos, Fasanen, einen Hasen. In dem lagunenartigen See lagen zum Teil verfallene Häuser auf künstlich angelegten kleinen Inseln.
Wir kamen in Comacchio vorbei, das mit seinen malerischen Kanälen vor allem bei deutschen Touristen sehr beliebt zu sein scheint und ließen uns dort bei einem Brunnen zur Brotzeit nieder.
Etwas ferner sahen wir die mächtigen Wasserstrahlen von großen Bewässerungsanlagen und als wir wieder auf größere Straßen kamen, überholten uns wieder, wie schon neulich, die hoch überladenen Lkw, die eine Spur einzelner verlorener Tomaten hinterließen, in Kurven und Kreisverkehren hätte man sich für so manche Mahlzeit mit Soßentomaten eindecken können.
Nach einer nervenbelastenden Fahrt auf der Fernstraße, ständig überholt von riesigen Lastzügen, gelangten wir schließlich zur Abtei von Pomposa, die wir vor einigen Jahren bereits besichtigt hatten. Hier hielten wir uns länger auf, denn die ursprünglich auf über 100 km berechnete Tagesetappe hatten wir zwar deutlich verkürzt und waren schon früh in Zielnähe, aber wir hatten telefonisch Nachricht erhalten, dass das Hotelzimmer erst um 18 Uhr beziehbar sei.
Der Weg dorthin wurde allerdings recht lang, denn in dem Bemühen, auf den letzten zwei Kilometern die schreckliche Hauptstraße zu meiden, verhedderten wir uns auf Feldwegen. Das Hotel schließlich war modern, das Zimmer geräumig, aber es war doch ein Reinfall, denn es gab weder das im Internet abgebildete Restaurant, noch überhaupt eine Internetverbindung, was unsere weiteren Planungen, einschließlich Hotelbuchung für die darauffolgende Nacht, erheblich beeinträchtigte.
Das Hotel, vor nicht allzu langen Jahren wohl mit großen Erwartungen und einem schmucken Restaurant erbaut, liegt am Rande eines Gewerbegebietes, das auch Ziel von vielen Tomatenlastern ist, die sich dort in einer Konservenfabrik entleeren.
Zum Abendessen mussten wir nochmal zurück zur Abtei, wo es ein kleines, etwas prolliges Restaurant gibt. Diesmal nahmen wir den umständlichen aber Lkw-freien Weg über die Dörfer und so hatten wir am Ende des Tages die 100 km doch fast erreicht.