In der Nacht gab es kein Geräusch, als das gleichmäßige ferne Tönen irgendeiner Maschine in der nahen Konservenfabrik. Das störte nicht weiter und so haben wir sehr gut geschlafen.
Am Morgen ging es dann ohne Frühstück los, und erst in einem der nächsten kleinen Orte kehrten wir zu Kaffee und Croissants in einer Bar ein. In einem anderen kleinen Ort, Mesola, kauften wir eine Semmel und ein Stück Käse, in einem weiteren Ort gab es einen Obstladen, wo wir Trauben bekamen und prima reife Feigen vom eigenen Baum des Händlers.
Danach kam ein ziemlich unangenehmes Wegstück, denn über die verschiedenen Arme und Kanäle, in denen Po und Etsch hier münden, gibt es nur die großen Brücken der Hauptstraße und so fuhren wir wieder einmal ständig überholt von schweren Lkw, die immer eine für Radler sehr irritierende Windschleppe hinter sich herziehen.
Einige Male konnten wir auf Nebenstraßen ausweichen, aber die Rückkehr auf die schnell befahrene Hauptstraße ist dann, vor allem von links kommend, auch immer ein Abenteuer der besonderen Art.
Ein Problem an diesem Tag war, dass wir mangels Internetzugang im Hotel von Codigoro noch kein Hotel für die kommende Nacht hatten buchen können. Erst in Rosolina, wo wir Pause machten, gelang es mir, einen mobilen Internetzugang zum Roamingtarif zu aktivieren und Friederike buchte ein Zimmer in Rosolina Mare, das der Beschreibung nach nahe genug an Chioggia zu liegen schien, wo wir auf dieser Reise unbedingt einmal hin wollten, nachdem das vor zwei Jahren nicht geklappt hatte.
Ein Stück hinter Rosolina konnten wir dann endlich abbiegen. Auf einem Damm-Radweg ging es ziemlich holperig unserem Übernachtungsort Rosolina Mare zu. Das Hotel Sole war auch schnell gefunden. Die Zimmer in seinen zwei Trakten haben sehr große Terrassen, die direkt aneinander grenzen. Die Gäste gegenüber schienen einen Hund zu haben, denn dort standen nicht nur eine Bierdose auf dem Tisch und Fress- und Trinknäpfe auf dem Boden, sondern die Terrasse zierten auch zwei beachtliche Hundehaufen.
Friederike wollte ins Meer, also machten wir uns mit leichtem Gepäck auf zum Strand. Während sie schwamm, guckte ich mir das bunte und vielfach belustigende Strandleben an.
Für den Abend hatten wir uns, wie gesagt, Chioggia vorgenommen, und wir ließen uns auch nicht davon abschrecken, dass die gemessene Entfernung etwas über zwanzig Kilometer betrug. Die Schnellstraße nach Möglichkeit meidend, gelangten wir schließlich dort hin, machten einen kleinen Rundgang in der wirklich sehr malerischen Stadt und setzen uns schließlich, abseits des Touristenstroms, vor eine kleine Trattoria, wo wir gut mit einem Meeresfrüchte-Menü beköstigt wurden.
Die Wirtin wurde wegen der rasch einsetzenden Dunkelheit schon etwas nervös, aber uns schienen die Wolken noch weit genug entfernt, um sicher zurück ins Hotel zu kommen.
Während unserer Fahrt begann beinahe ringsum in der Ferne Wetterleuchten, aber es blieb trocken und kräftiger Wind blies uns voran. Das ging so lange gut, wie wir nach Südwesten fuhren. Das letzte Stück von knapp zehn Kilometern allerdings begann in entgegengesetzter Richtung und nun machte uns der ständig stärker werdende Wind schwer zu schaffen. Als Blitz und Donner immer näher kamen und rasch heftiger werdender Regen einsetzte, nahmen wir schnell Zuflucht zu einem einzeln stehenden Haus und suchten Schutz in der wetterabgewandten Türnische eines Anbaus mit einem kleinen Dachüberstand.
Bald blitzte und donnerte es in unmittelbarer Nähe, der Sturm riss Zweige von den Bäumen und trug sie mit sich fort, dem heftigen Regen gesellte sich Hagel bei und schließlich lief die Dachrinne unseres Refugiums über und wir wurden, so sehr wir uns auch in die Nische drückten, auf der Vorderseite gut durchnässt.
Als der Regen nachzulassen begann, machten wir uns auf den restlichen Rückweg. Im Hotel hatte der Sturm auf unserer Terrasse die schweren stählernen Stühle und unsere frisch gewaschene Wäsche verblasen und fremde Handtücher herbeigeweht. Wir räumten etwas auf, zogen trockene Kleider an und gingen für einen Abendtrunk in die Hotelbar.