Der Café Lungo im B&B 5 Torri war ein Missverständnis und eine Plörre. Vermutlich wundert sich der Wirt selbst, dass die Touristen immer fleißig mit dem Kopf nicken, wenn er auf die große Tasse zeigt. Sein zweiter Irrtum war, zu behaupten, wenn es in der Nacht so kräftig geregnet habe, wie geschehen, bliebe es am Tag trocken. Es war stürmisch, kühl und die Regengüsse nahmen im Laufe des Tages zu. Allerdings war unser Weg heute fast vollkommen eben und der Sturm blies fast nie von vorne. Von der Seite war er aber auch störend, zumal wenn wir von Lkws etwas knapp überholt wurden. Denn das Gebiet, durch das wir fuhren, entsprach nur sehr entfernt dem, was wir uns unter einem Naturreservat und alten Salinen vorgestellt hatten. Zwar sahen wir rechteckige Becken mit Meerwasser und Haufen von aufgeschüttetem Salz, an denen der Regen nagte, auch staksten einzelne Flamingos umher und irgendwo stand eine kaputte alte Windmühle, aber im Wesentlichen fuhren wir durch eine Agglomeration von Industrieanlagen, kleinteiliger Landwirtschaft, Siedlungen sowie neuen und alten Ruinen. Alles nicht sonderlich sehenswert. Manchmal stellten wir uns irgendwo unter, wenn der Regen zu stark wurde. Und wir versuchten, nach Möglichkeit die riesigen Pfützen zu meiden, die sich auf den Straßen gebildet hatten, und die Fontänen, die von hindurchfahrenden Autos erzeugt wurden.
Auch in Mazara del Vallo mussten wir erst einmal unter dem großen Sommerdach einer Pizzeria Schutz suchen. Dann peilten wir unser Hotel an. Der „Satiro Danzante“ war ganz nett, der junge Mann, der uns empfing und der ganz oben in einem Anwaltsbüro hauste, ein Wenig schnöselig. Die Zimmer waren nach griechischen Gottheiten benannt, aber das hat nicht immer ganz geklappt.
Wir bezogen unser Zimmer und versuchten, so gut es ging, unsere feuchten Kleider zum Trocknen aufzuhängen. Ein Klimagerät hoch oben unter der Decke spendete nur zögerlich Wärme. Draußen war es weiterhin stürmisch mit gelegentlichen Regengüssen. Wir wanderten durch die engen Gassen des sehr charmanten Ortes, vorbei an Kunsthandwerkerläden, bemerkenswert noblen Modeläden und durch Quartiere in denen fast nur arabisch gesprochen wurde, denn Tunesier bilden hier seit historischer Zeit eine fest ansässige Bevölkerungsgruppe. Wir sahen die repräsentative Piazza Repubblica und das vom Sturm aufgewühlte Meer und flohen schließlich etwas vor unserer üblichen Essenszeit in „La Trinacria“, wo wir freundlich empfangen und ausgezeichnet mit Couscous, Meeresfrüchten und Fisch bewirtet wurden.