Zwar hatte es geheißen, Frühstück gäbe es nur bis 8.30 Uhr, und das hatten wir einfach verpennt, aber dann gab es eine Stunde später auch noch von allem. Joghurt und Brot und Käse und Hörnchen und Saft und Kaffee und Tee und so weiter. Und das am Ende ohne Berechnung. Ganz abgesehen davon, dass wir bei Booking inzwischen den Status genius haben und günstigere Preise bekommen – uns tun schon die Wirte leid.
Die Tagestour führte an diesem Karfreitag mal landeinwärts, dann wieder auf das Meer zu, auf und ab, quer zu kleinen Flusstälern, mal vom Wind gebremst, mal geschoben. Von den Höhenrücken aus gab es wundervolle Ausblicke auf die Küste und auf die Ortschaften und Felder im Land. Wir sahen einige Schafherden, Weingärten, in denen die gleichen gelben Blumen blühten, die auch sonst überall zu sehen waren. Es gab große Olivenplantagen, einige Felder mit Artischocken, blühende Mandelbäume und über allem blauer Himmel mit ein paar weißen Wolken und Sonne. Und es war auf den Straßen nur sehr wenig Verkehr. Einziges Problem war, dass es auf dem ganzen Weg keine Geschäfte gab, um Proviant und Wasser zu kaufen. Aber der Weg war nicht besonders beschwerlich, die Tagesetappe eher kurz und so waren wir bereits am frühen Nachmittag in Sciacca.
Unser gebuchtes B&B Porta di Mare war nicht leicht zu finden und noch weniger leicht zu erreichen, denn es lag an einer der langen Treppen, die den steilen Ort durchziehen und hatte keinen Straßenzugang. Als ich es zu Fuß gefunden hatte, mussten wir unser Gepäck und unsere Räder eine steile schmale Treppe hinauftragen. Das Haus ist sehr nett, der Patron freundlich und etwas geschwätzig, aber zur Begrüßung gab es zwei wunderbare Orangen, wie sie in der Nähe des Hauses auch verlockend an einem Gartenbaum hingen.
Wir richteten uns ein und schauten uns dann den oberen Ortsteil an, von wo wir einen weiten Blick auf das Meer, die Küste und den Hafen hatten. Dort liefen am frühen Abend die Fischkutter ein und das lockte uns hinunter. Sobald ein Schiff anlegte, sammelten sich eine kleine Menschenmenge und einige Fahrzeuge. Der Fang wurde nach Fischarten sortiert in kleinen Kästen herausgereicht und landete entweder zum sofortigen freien Verkauf auf der Ladefläche eines kleinen Dreirad-Autos, wo die Kiste zwischen 10 und 15 Euro kostete, oder wurde zu einem der wartenden Kühlfahrzeuge getragen und dort verstaut. Wir sahen längere Zeit ganz aus der Nähe zu und liefen dann noch ein Stück die lange Hafenmole entlang.
Kaum war die Sonne untergegangen, wurde es empfindlich kühl. Wir gingen in unser Zimmer, um wärmere Kleidung zu holen und die nächsten Reisetage zu planen, samt Buchung der Unterkunft. Dann gingen wir wieder zum Hafen und zu dem Lokal Al Faro, das wir uns zuvor schon ausgesucht hatten. Das war modern eingerichtet und blendend hell erleuchtet und es gab ein Fischmenü für 25 Euro pro Person, das wir bestellten. Es begann mit eingelegtem Tintenfisch, einem Salat aus Fisch und Couscous, kleinen Heringen, sauer eingelegt, Frittierte Reisbällchen mit Fisch, Fischbällchen in Tomatensauce, gedünsteten Fischröllchen und Muscheln in einem Sugo aus frischen Tomaten. Das war die Vorspeise. Als primo folgte ein Muschelrisotto und als secondo gab es einige kleine Fische, ein großes Stück gegrillten Tintenfisch und eine große Garnele. Zum Schluss kam noch ein Nachtisch aus Ananasstücken und einer mit süßem Ricotta gefüllten Teigtasche. Den Abschluss bildete Espresso. Wein und Wasser waren inbegriffen. Dieses Menü stellte das vom Vortag nochmal weit in den Schatten und der Faro erwies sich wahrlich als kulinarischer Leuchtturm. Hoch erfreut und stark gesättigt stiegen wir wieder hinauf ins Hotel.