Wir schliefen gut in dem vollständig mit Holz ausgekleideten Zimmer in der ehemaligen Schreinerei Köberle. Das Frühstück servierte der alte westfälische Lebensgefährte der Wirtin. Er blieb auch gleich bei uns am Tisch und hörte nicht mehr auf, zu reden. Dorfgeschichten, sein Leben, der Tourismus, das Wetter im Allgemeinen und im Besonderen, der Straßenverkehr, die Landschaft und und und. Ein paar unkeusche Witzlein waren auch dabei und gelegentlich hatte die Schallplatte einen Sprung und hüpfte zurück auf ein bereits gehörtes Stück. Wir ertrugen es mit Fassung.
Booking, deren Ankündigung unseres Quartierwechsels gestern aus London gekommen war, riefen heute aus Amsterdam an und wollten wissen, ob wir zufrieden gewesen seien. Jaja. Wir packten, holten unsere Fahrräder aus dem Keller hinter dem Haus, luden – noch immer unter dem Palavern des Hausfreundes – unsere Fahrradtaschen auf und fuhren schließlich los.
Bei trockenem, nicht zu heißem Wetter ging es recht flott bergab auf Immenstadt zu. Mehr noch als gestern sahen wir allenthalben Bauern ihre Felder düngen und der Geruch von Gülle sollte uns in wechselnder Intensität den ganzen Tag über begleiten.
Wir überquerten die Iller, ließen Immenstadt links liegen und fuhren durch Wiesen und Auwald schön zügig abwärts, manchmal zusätzlich geschoben vom Rückenwind.
Gelegentlich kamen wir durch kleine Orte, aber nirgends fand sich ein Lebensmittelladen, wo wir Proviant hätten kaufen können. Erst in Kempten konnten wir uns versorgen und setzten uns mit Bananen und Joghurt auf den Platz vor der nach dem Missionar Magnus benannten St. Mang Kirche. Auf dem Platz gab es als Kunstaktion eine lange mit weißem Tischtuch gedeckte Tafel, an der sich eine durchreisende bunte Radlergruppe mit einem kleinen Kind zur Brotzeit niedergelassen hatte. Neben uns piepte ein Junger Spatz im Sand, bis ein Spatzenelternteil zum Füttern kam.
Wir besichtigten die Kirche und setzen uns dann noch zu Cappuccino auf den etwas zugigen Rathausplatz, bevor wir weiterfuhren.
Bei einem flussbegleitenden Weg denkt man ja gerne an eine gemütliche Fahrt, zumal wenn es flussabwärts geht. Die Erfahrung lehrt anderes und wurde auch diesmal bestätigt. Die Wechsel von kühler Flussaue zu weitem grünem Land am hohen Ufer erfreuten das Auge, aber sie ermüdeten auch die Beine und so wurde uns die zweite Hälfte unserer Tagesetappe doch recht lang, zumal böiger Wind herrschte und es bisweilen auch regnete. Dennoch ließen wir es uns nicht nehmen, noch die Wallfahrtskirche Maria Steinach zu besuchen.
Das letzte Stück ging zum Glück dann wieder flott und eben an der Iller dahin und nicht weit vom Fluss lag dann auch unsere Unterkunft, das Gästehaus Buxheim. Der Vermieter, Herr Zettler, hatte uns schon morgens angerufen, um die Modalitäten unserer Ankunft zu besprechen. Er empfing uns überaus nett und wir bezogen das sehr hübsch und sorgfältig ausgestattete Appartement im ersten Stock des Hauses, machten uns frisch, während draußen ein sehr kräftiger Regen niederging und liefen dann in Richtung der Karthause, wo uns ein jugoslawisches Restaurant namens Sonne zu Abend bewirtete. Zurück in unserer Unterkunft beschlossen wir den Abend noch mit zwei Allgäuer Büble Bier aus der Bügelflasche, die in der Vorratskammer bereitgestanden waren.