Heute wurden wir schon recht früh vom Tatü Tata eines Krankenwagens geweckt. Bis dahin war die Nacht im Orakel angenehm ruhig gewesen. Zum Frühstück gab es Semmeln, Wurst, Käse und Marmelade, serviert von einer runden und redseligen Frühstücksdame, die uns beschwor, doch ja noch Brotzeit einzupacken, dazu auch noch extra Semmeln und Käse und Papiertütchen brachte, sowie zwei Bananen. Schon der zweite Tag, an dem wir förmlich genötigt werden, etwas einzupacken. Sonst gibt es immer Schilder, die das ausdrücklich verbieten.
Während wir frühstückten, unterhielt sie uns mit Geschichten über das Lokal und das Zusammenleben im Ort, in dem es nicht nur Griechen gebe, sondern auch viererlei Untergruppen von Türken, sowie Albaner, Rumänen und Leute anderer Herkunft. Recht multikulti und ziemlich problemfrei. Einige große Arbeitgeber in der Gegend hätten dieses Völkergemisch angezogen.
Solchermaßen informiert, verköstigt und proviantiert machten wir uns fertig und auf den Weg, während im Garten des Lokals schon wieder für das Mittagessen hergerichtet wurde.
Wir folgten zunächst dem Alb-Neckar-Radweg und sahen Weinberge mit Burgen obenauf. Es ging im Tal des Flüsschens Schozach entlang.
Bei Heilbronn erreichten wir den Neckarradweg und fuhren flussabwärts. Die Flusslandschaft war nun von Industrie geprägt und von Großkraftwerken, zu denen lange Lastkähne Kohle herbeischafften. Später wurde es wieder etwas beschaulicher und das Tal weitete sich.
Heute war Baustellen-Tag. Einmal mussten wir einen kleinen Umweg fahren, weil für ein Volksfest aufgebaut wurde. Diesen Grund und den alternativen Weg mussten wir allerdings selbst herausfinden. Das Trassenstück war einfach ohne Hinweis und Erklärung durch eine Barriere gesperrt. Später entdeckten wir, dass vorwitzigere Radler die Sperrung ignoriert hatten und gut durchgekommen waren. Ein andermal erwies sich der Weg als durch Bauarbeiten auf eine lange Strecke unpassierbar. Da gab es zwar einen lakonischen Richtungspfeil, der eine lange Steigung hinauf wies, aber bei frühzeitiger und ordentlich erklärender Warnung hätte man eine weiträumige ebene Umfahrung finden können. Der dritte Fall war eine ruhende Baustelle. Da war zwar die Straße aufgebrochen und uneben, aber durch Baufahrzeuge so weit verdichtet, dass man problemlos durchkam, wenn man sich traute, die Beschilderung zu ignorieren. Zwar lag Baumaterial bereit, aber es gab keinerlei Aktivitäten, die man hätte stören können und keinerlei Gefahr. So sparten wir uns eine Umfahrung mit erheblicher Steigung.
Bei Obrigheim verließen wir den Neckar und wechselten auf den Odenwald-Madonnen-Radweg (den Namen haben wir nicht verstanden). Er führte zunächst am Flüsschen Elz entlang und verlief ab Mosbach als „Wanderbahn“-Route ganz sanft ansteigend auf einer ehemaligen Bahntrasse. So kletterten wir ganz gemächlich von 140 auf über 390 Meter Höhe, meist durch schattigen Wald mit gelegentlichen Strecken in offener Landschaft, wo wir weite Ausblicke genießen konnten.
Die Länge des Weges und die kontinuierliche Steigung forderten unsere inzwischen gewonnene Kondition erneut heraus und der Abschluss war etwas misslungen, denn wir landeten zunächst im Lindenweg in Limbach, statt in der Lindenstraße in Limbach-Krumbach und mussten nochmal zweieinhalb Kilometer ab- und aufwärts zurück. Das Hotel Engel war gediegen, das zugehörige Western-Event-Restaurant aber hatte Ruhetag, so dass wir abends erneut einen Kilometer weiter zu einem Campingplatz mussten, wo es ein Restaurant gab. Dort war das Publikum prolletisch, das Ambiente rosa, wie Minirock und Fingernägel der Wirtin und die Speisen einfach, aber essbar.
Im Hotel duschten wir noch kurz und planten dann die weitere Reise. Dabei stellte sich letztlich heraus, dass es bis nach Würzburg noch über 100 km sein werden. Zu viel für einen Tag, so dass wir noch ein Hotel in Tauberbischofsheim gebucht haben.