Im Engel in Krumbach geht es freundlich, sauber und ordentlich zu, auch wenn sich an Haus und Ausstattung seit den 1960ern nicht allzuviel geändert haben dürfte. Fenster, Beschläge, Lichtschalter, Badarmaturen, Fliesendekor, weckten nostalgische Erinnerungen. Wir bekamen eine Familiensuite mit separatem Kinderzimmerchen, in dem ein Stockbett stand. Waschbecken und Dusche waren witziger Weise im Elternzimmer. Die Toilette separat, aber ohne Fenster oder Ventilation. Die Sitzentlüftung war nur noch Deko. Das ganze Stockwerk wirkte etwas ungelüftet. Wir schliefen gut, bis neben dem Haus mehrmals lautstark die Türen eines Lieferwagens betätigt wurden. Morgens wurde das Wasser nicht richtig warm. Das Frühstück war redlich.
Zum Start unterlief mir ein Navigationsfehler, weil mich der Umstand verwirrte, dass wir am Vorabend schon einmal quasi hin und zurück durch den Ort gefahren waren. Nach morgendlichem Regen wurde es bald so hell, dass wir unsere Sonnenbrillen brauchten. Wir kamen an einem Edeka-Großmarkt vorbei, wo wir Bananen und Wasser kaufen konnten, denn das Wasser aus dem Hotel hatte uns nicht behagt. Vor mir an der Kasse eine junge Mutter mit einem quengeligen Jungen in brasilianischem Fußballtrikot, der Einkaufswagen voll mit Sachen, die ich im Leben noch nie gekauft hatte. Alles aus der Fernsehwerbung, ein großer Teil Verpackungsmüll. Im Weiterfahren unterhielten wir uns über das Versagen des Bildungssystems angesichts der heutigen Informations- und Werbewelt.
So gelangten wir wieder auf den Odenwald-Madonnen-Radweg und die Wanderbahn und fuhren mit mäßiger Steigung und gelegentlichen Gefällen durch schattigen Mischwald dahin. Nur in einigen Ortschaften war die Trasse unterbrochen und wir mussten etwa mehr klettern. Schließlich verließen wir die gemächliche Bahntrasse und stiegen weiter auf. Oberhalb von Mudau entdeckten wir eine alte Richtstätte, wo man den Galgen zur Anschauung restauriert und eine Informationstafel aufgestellt hatte. Man sah von diesem Platz aus weit über das Tal und dieser landschaftliche Reiz kontrastierte seltsam mit der grausigen Geschichte dieses Ortes.
Im Weiterfahren kamen wir an einen Platz mit einer Bank, von dem aus wir einen schönen Blick auf die Ortschaft Hollerbach hatten und auf die Windräder auf den dahinter liegenden Hügeln. Daneben gab es eine der vielen Blühflächen, die uns in dieser Region begegneten. Dominiert von Sonnenblumen waren das wunderschöne, duftende und von Insekten bevölkerte Äcker, die immer wieder auftauchten.
In Walldürn bemerkenswert die Häuser aus rotem Sandstein, der offenbar in einem Steinbruch ganz in der Nähe gewonnen worden war. In Hardheim gönnten wir uns einen Milchkaffee, staunten über eine mitten in der Landschaft aufgestellte Ariane-Rakete, die, wie wir später recherchierteb, dem hier geborenen Raumfahrtpionier Walter Hohmann gewidmet ist. Dann hatten wir bald den Punkt erreicht, ab dem es fast nur noch, zum Teil in herrlichen schnellen Fahrten, bergab ging, bis wir am Rand Tauberbischofsheim den Übergang zum Radweg „Romantische Straße“ erreichten, dem wir von da an folgen wollten.
Die Altstadt von Tauberbischofsheim gefiel uns gut und wir machten einen Schlenker durch die Fußgängerzone, bevor wir wieder hinaus fuhren in das sieben Kilometer entfernte Hochhausen, wo wir übernachten wollten. Das Landhotel Garni am Mühlhlenwörth war schnell gefunden. Wir duschten und machten uns bald wieder auf in den Nachbarort Werbach, wo wir in der Pizzeria Mondo Mio recht gut zu essen fanden.