Das Zimmer im Eiscafe Sommer war wirklich kein Highlight und das frühe Zubettgehen mangels offener Lokale machte auch keine Freude, aber auf diese Weise haben wir einmal sehr ausgiebig geschlafen. Das Frühstück war in Ordnung und der Kaffee besser als alles, was wir in den letzten Tagen bekommen hatten. So gestärkt fuhren wir ungewöhnlich zeitig los. Der Weg folgte wieder den Schleifen der Oder, mal auf dem Damm, mal unterhalb und die Landschaft des weiten Tals mit seinen Bäumen und Sträuchern war so bestechend schön, wie am Vortag. Am liebsten wäre ich andauernd stehen geblieben, um zu fotografieren. Der Wind war auch an diesem Tag kräftig. Einmal begegneten wir einer Schafherde, die mit ihrem Schäfer auf dem Damm und der Straße dahinzog. Wir fuhren ganz langsam hindurch und die Schafe machten uns Platz.
In Eisenhüttenstadt wurde beim Marktplatz ein Spanferkel gebraten. Eine gut beschilderte Umleitung wegen Dammbauarbeiten führte uns ein Stückchen am Oder-Spree-Kanal entlang und weiter neben einer größeren Straße. Wir besichtigten das Kloster Neuzelle, in dessen nicht sehr großer Kirche alles versammelt ist, was die Religion an figürlichen und bildlichen Motiven zu bieten hat. Das wirkte in Holz und Stuck und Gips und Gold und Farben ungeheuer prunkvoll und völlig überladen. Danach ging es wieder an den Fluss. In Guben machten wir zunächst bei den Resten der 1945 gesprengten Nordbrücke über die Lausitzer Neiße Halt und aßen von unserem Proviant, dann gönnten wir uns noch Kaffee und Kuchen im Ort. In dem Café verkehrten auch viele alte Leute, die wohl in der Nähe ein Heim bewohnen. Viele wurden im Rollstuhl von Angehörigen geschoben, die wohl einen Sonntagsbesuch machten. An einem Tisch neben uns nahm eine sehr gepflegt und gut gelaunt aussehende Frau Platz, die mit dem E-Rollstuhl gekommen war. Sie hatte wohl eine Art Muskelschwäche und ihr Tischnachbar, ebenfalls im Rollstuhl, half ihr, die volle Kaffeetasse an den Mund zu führen. Als es ihr später nicht gelingen wollte, sich eine Zigarette anzuzünden, half Friederike.
Bald nach dieser Kaffeepause verließen wir die Neiße und wandten uns nach Westen, der Spree zu. Der Höhenrücken zwischen den beiden Flüssen ist nicht sehr beeindruckend und so kamen wir gut voran. Zunächst fuhren wir durch Kiefernwälder, dann durch offene Landschaft, die nun nicht mehr so naturhaft war, wie an der Oder, sondern es gab wieder Maisanbau und andere Landwirtschaft. Schließlich tauchten in der Ferne die riesigen Kühltürme des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde auf, das seinen Brennstoff aus den Tagebauen der Lausitz erhält. Wenig später waren wir bei unserer Unterkunft in Peitz, einem gut ausgestatteten großen Appartement am Marktplatz, gleich gegenüber der Kirche.Ich nutzte die Gelegenheit, letztmals auf dieser Reise kleine Wäsche zu waschen, dann gingen wir in der Nähe zum Essen. Eigentlich wollten wir dann noch in einem anderen Lokal ein Bier trinken, aber auch hier ist schon um neun Uhr Schluss.