Die Bettdecken im Hotel Du Centre in Pierrelatte waren etwas zu warm. Das Frühstück war gut und ausgiebig, der Saal gut besetzt, in der Ecke dudelte ein Fernsehapparat seichte Morgenmusik. Die restlichen feuchten Sachen vom vorletzten Tag waren nun auch getrocknet. Wir packten und machten uns auf den Weg zurück zur Via Rhona. In der Kirche auf dem Platz vor dem Hotel schien bald Ostergottesdienst zu sein, Gläubige strömten herbei, zwei Gendarmen wachten auf dem Platz, worauf und worüber auch immer. Von einer anderen Seite her kamen Leute über den Platz, die Baguettes mit sich führten und das wies uns den Weg zu einer geöffneten Bäckerei. Friederike kaufte eine Flute und, weil Ostern war, zwei Eclairs. Eine Banane und etwas Käse hatten wir noch. Das Wetter war freundlich.
Bis Pont Saint Esprit verlief der Weg eben im weiten Tal der Rhone. Dann endete die gut ausgebaute offizielle Strecke und anstelle der vorläufigen Fortsetzung empfahl der Bikeline-Führer eine eigene Variante. Die brachte uns in einigermaßen steilen Aufstiegen heraus aus dem Tal und zu den westlichen Höhenzügen. Das war, zumal angesichts der etwa 80 Tageskilometer, die wir uns vorgenommen hatten, etwas anstrengend, aber landschaftlich durchaus lohnend. Wir kamen in kargeres Land, mit Hartlaubgewächsen, steinigen Böden, aufragenden Felsen, dazwischen immer Weingärten und Obstplantagen. Die Rebstöcke standen kahl und zurechtgestutzt in Reih und Glied und sahen aus, als wären sie verdorrt, wo sie doch eigens ihres Saftes wegen gezüchtet und gezogen werden. Die Obstbäume waren auch hier in erster Blüte. Die Landschaft erinnerte uns sehr an frühere Reisen in dieser Region, an die wir gerne zurückdenken.
Hoch über dem Tal der Ceze, am Rande eines steilen Absturzes, machten wir Rast und genossen die Eclairs aus Brandteig und süßer Füllung. Es ging noch einige Stunden auf und ab durchs bergige Land, dann näherten wir uns wieder dem Tal und der Rhone, überquerten den Fluss auf einer langen Brücke und sahen schon den Papstpalast von Avignon in der Ferne. Als wir schließlich über die Daladier-Brücke in die Stadt fuhren, boten sich uns der Palast und die berühmte alte Brückenhälfte vor blauem Himmel im schönsten Spätnachmittagslicht dar.
Wir schwelgten eine Weile und fuhren dann hinein nach Avignon und zum Hotel Central an der Hauptachse der Stadt, der Rue de la Republique. Unsere Fahrräder fanden am Ende einer schmalen Furt zwischen zwei Häusern Unterstand, wir selbst hatten unser kleines Zimmer am Ende einer engen Treppenflucht, drei nicht ganz mühelose Stockwerke höher.
Wir richteten uns ein und ruhten etwas aus, dann war es bereits Zeit zum Essen. Die Frau am Empfang hatte uns eine Straße und auch ein spezielles Lokal empfohlen. Dort war es voll, das Essen war nicht ganz so gut, wie in den letzten Tagen und es dauerte ziemlich lange, bis die einzelnen Gänge unseres Menüs serviert wurden, aber insgesamt war es ganz in Ordnung. Auf dem Weg zum Essen hatten wir in einem kleinen Laden eine Flasche Cotes du Rhone erworben und mit der zogen wir schließlich zurück ins Hotel, zum Lesen, Schreiben und Schlafen.