Die Nacht war absolut ruhig und wir haben gut geschlafen. Morgens ging es wieder drei Stockwerke die steile enge Treppe hinunter zum Frühstücksraum. Dort wurde es bald so voll, dass die Plätze nicht mehr reichten. Am Buffet und vor allem an der Kaffemaschine herrschte Gedränge. Zeitweise gingen später auch die Tassen aus.
Noch einmal hinauf die enge Treppe und dann mit vollem Gepäck wieder hinunter. Wir haben unseren Frühsport manchmal schon ehe wir aufs Rad steigen. Unser erster Weg führte zu dem kleinen Supermarkt in der Nebenstraße, um Proviant zu kaufen. Dann fuhren wir zum Papst-Palast, Friederike schrieb zwei Postkarten, ich schaute den Touristen zu. Dann ging es wieder über die Brücke hinaus aus dem Ort.
Bikeline schlug eine Wegvariante durch die Villenviertel am Berg vor, wir blieben lieber unten und nahmen die Nähe der Hauptstraße in Kauf. Die Strecke war etwas langweilig, der Sonnenschein, den uns der Wetterbericht versprochen hatte, blieb aus, dafür blies uns fast den ganzen Tag ein strammer Wind entgegen, der das Fahren anstrengend machte.
In Tarascon machten wir eine Runde durch die engen, ausgestorbenen Gassen und suchten einen netten Platz zur Brotzeit. Wir fanden eine Bank in einem Park mit Spielplatz und sahen drei Kindern zu, die abwechselnd mit einem kleinen Kinderfahrrad herumfuhren.
Noch ein Stück Hauptstraße, dann ging es lange im Zickzack über offene Felder, dem Südwind ausgesetzt. Schließlich kamen wir – wieder über eine lange Rhonebrücke – nach Arles. Schon von weitem hatten wir Jahrmarkttrubel gehört, die ganze Innenstadt war für den Verkehr gesperrt, es war Stadtfest mit Stierkampf in der Arena. Vor den Lokalen waren Ausschanktresen aufgebaut, auf der Place Voltaire vor unserem Hotel Le Belvedere wurde Paella gekocht.
Wir ruhten etwas aus und machten uns dann auf den Weg durch die Stadt. In der Arena war Stierkampf. Auf der Rückseite gabe es eine Stelle, wo man von der Straße aus durch eine schmale Lücke etwas von dem Geschehen beobachten konnte. Eine kleine Menschentraube hatte sich dort gebildet. Auf die toten Tiere wartete dort, unter der Tribüne, schon der Metzger. Wir sahen, wie ein toter Stier gebracht und zum Zerlegen aufgehängt wurde. Kühlfahrzeuge standen bereit. Nicht unser Geschmack.
Die Straßen waren nur dort bevölkert, wo etwas geboten war. Fast alle Geschäfte waren geschlossen, nur Lokale hatten offen, die Wohnstraßen wirkten menschenleer.
Bei unserer Ankunft hatten wir uns gewundert, dass mitten auf einer großen Straße eine lange Gasse aus hohen kräftigen Metallgittern aufgebaut war. Nun erkannten wir den Sinn: In einer rasanten Show trieben Reiterinnen und Reiter auf verschwitzten weißen Pferden in Goucho-Manier schwarze Stiere und Kälber die Straße hinauf und hinunter. Kleine Kinder und Jugendliche drängten sich durch die Gitterstäbe der Zäune und nahmen zu Fuß an der wilden Jagd teil. Wir sahen der Tierquälerei eine Weile zu und gingen, als das Spektakel zu Ende war, in der Nähe essen.
Danach zog es uns ins Hotel, denn es war kühl und windig in den Gassen. Nur auf wenigen Plätzen herrschte noch Spektakel, zum Beispiel auf der Place Voltaire vor unserem Hotel. Da wurde bei einer Bar noch lange zu lauter Trivialmusik getanzt und gefeiert. Wir öffneten unseren Wein und sahen vom warmen Zimmer aus zu. Um Mitternacht wurde es ruhig.