Zwar waren Tanz und Musik in dem Lokal auf der anderen Seite des Platzes irgendwann zu Ende, aber schon im Morgengrauen kam die Putzkolonne mit Kehrmaschine und Laubbläser-Getöse und holte uns aus dem Schlaf. Später war der Platz Sammelstelle für die Müllbehälter, die zum Fest überall aufgestellt gewesen waren. Danach wurden die Tresen abgeholt, die vor den Lokalen aufgebaut gewesen waren und der Platz erhielt wieder seine normale gastronomische Bestuhlung. Alles das ließ uns immer wieder wach werden und verkürzte unseren Schlaf.
Nach dem Frühstück holten wir unsere Fahrräder die enge Kellertreppe herauf, behängten sie mit unseren Taschen und machten uns auf den Weg. Briefmarken, Bäckerei, Briefkasten. Dann schlängelten wir uns hinaus aus der Stadt. Ersten Halt machten wir bei der „Van-Gogh-Brücke“, einem Nachbau der Brücke aus dem berühmten Gemälde des Künstlers.
Fast zwanzig Kilometer weit fuhren wir geradeaus auf einem recht neu angelegten Fahrradweg zwischen sumpfiger Naturlandschaft und landwirtschaftlichen Flächen, freuten uns über Blumen, Camargue-Pferde und schwarze Rinder. Nur ein sehr kräftiger Wind blies uns ständig entgegen. Stundenlang begegnete uns niemand. Langsam näherten wir uns fünfundzwanzig Windrädern, die in einer geraden Reihe nebeneinander standen. Dort bog unser Weg ab und das letzte lange Stück fuhren wir auf einer recht stark frequentierten Straße mit starkem, böigem Gegenwind, so dass wir manchmal Schwierigkeiten hatten, die Spur zu halten. So ging es bis zu unserem Hotel in Port-Saint-Louis, einem in die Jahre gekommenen Haus, das den Namen La Plage nicht ganz zu Recht trägt, denn der Badestrand ist noch einige Kilometer weit entfernt und entlang dem Ufer der hier mündenden Rhone gibt es durchgehend wellblech-umzäunte Areale, auf und zwischen denen sich der Müll häuft. Auf der anderen Straßenseite verheißen Werbetafeln an neu zu erschließendem Baugelände eine goldene Zukunft.
In Anbetracht dieser Umstände und des immer noch kräftigen Sturms blieb unser Abendspaziergang kurz. Wir verstauten unsere Räder und nahmen mit wenigen anderen Gästen im großen Restaurant des Hotels ein gutes Abendessen mit preisgünstigem Bio-Rotwein ein.