Nach einem gemütlichen Ruhetag im Familienkreis starteten wir ausgeruht, wohlversorgt und mit frisch gewaschener Wäsche zu unserer nächsten Etappe.
Sie führte uns zunächst nach Blaustein, dann im Bogen dem Flüsschen Blau entlang in die Ulmer Innenstadt und schließlich in der Friedrichsau an die Donau. Dort trafen wir auf den Hohenzollern-Ostalb-Radweg, dem wir von da an folgten: an der Donau bis Thalfingen, dann Langenau und ab da sehr angenehm in nördlicher Richtung. Das Wetter war etwas kühl, aber nach einer Regennacht trocken.
Bei Setzingen erreichten wir das wunderbar stille Lonetal mit Auwald und saftigen Wiesen, verließen bei der Kaltenburg die Lone, folgten der Hürbe und wechselten dann mit einigen Anstiegen ab Hürbe nach Eselsburg an der Brenz.
Die ging es gemütlich aufwärts, bis wir bei Mergelstetten ins Industriegebiet von Heidenheim gelangten, wo einige klingende Firmennamen zu finden sind. Heidenheim selbst präsentierte sich als Konglomerat alter und neuer Bauten ohne erkennbaren Stadtgestaltungswillen, durchzogen von recht rücksichtslos angelegten Verkehrsadern. Das moderne Rathaus selbst ist ein Klotz, der ohne jeden architektonischen Ehrgeiz die daneben stehende Pauluskirche erschlägt.
Wir irrten mangels stringenter Radverkehrsführung etwas herum, bis wir zum Hotel Bäuchle gelangten, wo wir gebucht hatten. Die Wirtin und, ihrer äußeren Erscheinung nach, Namenspatronin des Hauses war realiter etwas herber im Auftritt, als am Telefon, aber wir bekamen ein ordentliches Zimmer und konnten uns schon auf dem Weg dorthin kaum sattsehen an den gewaltigen Mengen religiösen und profanen Kitsches, mit dem das Haus vollgestopft war.
Da gab es die Gottesmutter mit Kind und Engeln gemalt in vielerlei Variationen, Gefäße in Form von Schwänen, gefüllt mit künstlichen Blumen, alpenländische Szenen in Öl und jede denkbare Art von Tand und Kram.
Der Schlüssel fürs W-Lan wurde aus Haftbarkeitsängsten nur zögernd herausgerückt, bei der lausigen Verbindung hätte man auch mit einiger krimineller Energie nicht viel anstellen können.
Wir ruhten kurz aus und gingen dann los, um ein Abendessen zu suchen. Vor dem Nebeneingang des Hauses saßen zwei slawische Monteure, rauchend, zwischen sich, wie eine abzuarbeitende Aufgabe, eine Flasche Jim Beam, offenbar dabei, sich ins Wochenende zu beamen, denn es war Freitag.
Der Weg in die Innenstadt war öde, das kulinarische Angebot eher begrenzt. Schon jetzt, um viertel vor Acht, waren die Straßen fast menschenleer. Wir gingen noch kurz in ein Kaufhaus und waren fast allein mit dem Personal. Schließlich fanden wir einen Italiener, wo es ganz ordentlich zu essen gab und einen gut funktionierenden Internetzugang, so dass wir für den weiteren Weg und die nächste Übernachtung recherchieren konnten. Als wir zurück zum Hotel gingen, hockten in der Stadt nur noch vereinzelt Gruppen von Jugendlichen in düsteren Ecken, im Übrigen waren die Straßen wie leergefegt. Nur aus einzelnen vorbeifahrenden Autos wummerte Musik durch die Nacht. Im Hotel war es still.