Der Himmel sah am Morgen ganz erfreulich aus und wir schöpften Hoffnung, dass die Wirklichkeit den Wetterbericht Lügen strafen würde, der für den späteren Nachmittag Gewitter vorausgesagt hatte.
Zum Frühstück hatten sich auch etliche Pfadfinder-Senioren eingefunden, die wohl ein bequemes Bett und sanitären Komfort dem Lagerleben vorzogen. Einige trugen ordnungsgemäß gebügelte Kluft und sorgfältig gefaltete Halstücher, ganz anders, als die Jugend, die wir am Vortag bei der Eröffnungsfeier gesehen hatten.
Wir packten, stellten wieder einmal fest, dass sich die Fahrradtaschen von Tag zu Tag unterschiedlich groß und schwer anfühlten, füllten unsere Wasserflaschen am Hahn, bezahlten und brachen auf. Bei einer kleinen Bäckerei in der Nähe holte Friederike noch Semmeln, dann ging es hinaus aus dem Ort.
Den größten Teil des Tages bewegten wir uns zwischen Seen, aber kaum je fuhren wir direkt am Ufer entlang, denn meist führte der Weg auf erhobenen Geländerücken durch die Wälder und die Seen erblickten wir nur gelegentlich, etwas weiter unten und einige sah ich überhaupt nur auf dem Navi, das uns leitete.
An diesem Tag gab es viele Arten von Wegen. Holprige Waldpfade durch große Kiefernwälder, auf und ab und schräg über Wurzeln, so dass wir achtgeben mussten, nicht seitlich abzugleiten oder den schmalen Pfad zu verfehlen. Es gab tiefsandige Waldstraßen, in denen man so ins Schwimmen kam, dass sie nicht wirklich befahrbar waren, aber da war dann über lange Strecken gleich daneben ein schmaler, oft gewundener Pfad mit festerem Untergrund, wie ein straßenbegleitender Radweg, wenn auch sehr primitiv. Es gab ganz schmale Wege mit Brennnesseln und Dornen auf beiden Seiten, wo man bei Gegenverkehr eine schmerzfreie Stelle zum Ausweichen finden musste. Es gab endlos lange Wege aus kleinen, verzahnten Betonsteinen, wo wir uns fragten, wer die wohl verlegt haben mochte und ob es dafür schon Maschinen gibt. In Ortschaften gab es oft grobes, rüttelndes Steinpflaster. Wir fuhren auf langen Bändern schmaler Betonplatten, in zwei parallelen Streifen verlegt, wie die Reifenspuren von Feldstraßen, mit Gras dazwischen oder grobem Kieselpflaster oder Sand, der manchmal tief ausgewaschen war, so dass man ins Straucheln kam, wenn man den Betonstreifen verfehlte. Es gab keinen Sturz auf diesen seltsamen Wegen, aber einige prekäre Stunts. Die Strecke war auch nicht so eben, wie man vielleicht hätte erwarten können, aber es ging meist eher milde auf und ab, so dass wir nicht aus dem Sattel mussten. Natürlich gab es auch ganz normale Straßen, die wenig befahren waren, nur zum Feierabend hatten es einige Autofahrer unsinnig eilig, ins Wochenende zu kommen und überholten knapper, als es uns lieb sein konnte. Zeitweise gab es kräftigen Wind, von vorne, in überraschenden Böen von der Seite und manchmal auch freundlich unterstützend von hinten.
So kamen wir insgesamt doch ganz zügig voran. In Babke machten wir auf einer Bank gegenüber der kleinen Kirche Brotzeit, in Ankershagen kehrten wir zu Apfelschorle in einem Lokal namens Silberschälchen ein, wo man uns gerne auch zum Abendessen da behalten hätte, aber wir wollten noch weiter. Mal kamen Wolken und ließen einen kurzen kleinen Regenschauer auf uns nieder, dann zog es etwas dunkler am Himmel auf, wir zählten die letzten Kilometer herunter, zehn, sieben, fünf, vier, drei, zwei, eins und schon waren wir auf der herrschaftlichen kleinen Zufahrt zum „Alten Gutshaus Federow“, wo wir gebucht hatten. Einen Tic über unserer üblichen Preisklasse, aber das Zimmer sehr geräumig, das Bad, bis auf die immer zu wenigen Handtuchhaken, sehr komfortabel, auch das Essen im Restaurant recht gut und das auch hier servierte Köstritzer Schwarzbier sehr angenehm. Wir recherchierten noch eine Weile Routen und Unterkunft für die nächsten Etappen und beschlossen den Tag.