​31. Juli
Anklam – Swinemünde
(53 km)

Die Nacht war ruhig. Beim Frühstück im Souterrain trafen wir drei ältere Radler, eine Frau und zwei Männer, einer etwas tatterig, die aus Zittau aufgebrochen waren, wie sie stolz berichteten. Der Wirt gab bereitwillig Tipps für unsere weitere Reise und erzählte davon, wie er das Haus erworben und Stück für Stück umgebaut hatte. Bilder im Treppenhaus erinnerten an seine Zeit als Oberstleutnant der DDR-Luftwaffe. 

Der nächtliche Regen war vorbei und wir radelten los. Zuerst noch in die Stadt, um in einem Supermarkt Proviant zu kaufen, dann hinaus in die Landschaft. Dem Radweg Berlin – Usedom folgend fuhren wir zunächst auf einem guten Radweg entlang der Bundesstraße, überquerten so auch die Peine und gelangten nach Usedom, wo wir einen kurzen Abstecher in die Stadt machten. Dann ging es noch ein Stück weiter auf der Bundesstraße, aber schließlich zweigte der Weg ab und wir fuhren auf meist guten Straßen in leichten Wellen abseits des Verkehrs durch Wälder und über weite offene Flächen. Es war sehr warm und sonnig. 


Bei Bossin lud ein Rastplatz zur Brotzeit ein, dann ging es weiter. Schließlich überquerten wir ganz unspektakulär eine kleine Kanalbrücke und waren in Polen. War uns die polnische Sprache bis dahin nur in zweisprachigen Aufschriften begegnet, so hörten wir sie nun auch gesprochen und von Deutsch war nichts mehr zu hören und zu lesen, bis wir nach Swinemünde kamen, wohin sich in geringerer Zahl auch deutsche Touristen verirrt zu haben schienen. In unserem Hotel sprach man notdürftiges Englisch, der Empfang war etwas lustlos und die Ausstattung war vergleichsweise spartanisch, aber nicht zu beanstanden. Wir richteten uns ein, machten uns frisch und gingen hinaus, um den Strand zu suchen, denn Friederike wollte sich ein Bad in der Ostsee nicht entgehen lassen. 


An der Promenade bauliche Zeugen alter Strandbad-Herrlichkeit. Viele renoviert, einige noch in desolatem Zustand, dazwischen auch Neubauten. Der Weg von der Promenade zum Strand gesäumt von Imbissbuden, Fischbratereien, Eisständen, den typischen Läden für Souvenirs und Strandzubehör, Cocktailbars und Eisverkäufern. Ein Steg führte über die Düne und dahinter endloses buntes Strandleben wie man es kennt. Friederike schwamm eine Weile, ich schaute, wie fast immer, zu,  und beobachtete die Leute. Baden gehen ist nur sehr selten mein Fall. 

Nach einer weiteren Pause im Hotel liefen wir in Richtung Innenstadt und Hafen. Überall herrschte buntes Leben. Von einer Fähre strömten heimkehrende Pendler in die Stadt. Wir beendeten unseren Rundgang und gingen ins Restaurant „Neptun“, das wir auf unserem Weg entdeckt hatten und das uns als solide und ortstypisch erschienen war. Die Kellnerin warnte uns sofort, dass es mit dem Essen etwas länger dauern könnte, aber wir blieben und warteten. Zuerst kam meine Suppe, ein Žurek, aus Sauerteig, Speck und Wurststücken, der mir recht gut schmeckte. Bis zum Hauptgericht ging dann noch eine Weile hin, aber Friederike war mit ihrem gebratenen Gemüse und den  Piroggen ebenso zufrieden, wie ich mit meinem gebackenen Eisbein mit dünner Knusperkruste. Dazu ließen wir uns polnisches Bier schmecken. 

Auf dem Heimweg schauten wir nochmal an der Promenade vorbei, wo es noch immer verlockend nach Räucherfisch duftete, aber wir waren ja schon satt.