In der Stille der Waldeinsamkeit hatten wir wunderbar geschlafen und der Morgen zeigte sich sonnig. Nach einem kurzen Stück Landstraße schwenkten wir bei der Ortschaft Allzunah auf ein schmales Sträßchen ein, das durch Wald und Wiesen dem Lauf der Lengwitz folgt, bis sie sich mit dem Freibach zur Ilm vereint. In Allzunah beginnt der Ilmtal-Radweg, dem wir in den kommenden Tagen folgen wollen. Immer dem Flusstal nach erreichten wir bald die „Goethe-und Universitätsstadt“ Ilmenau und fuhren durch die Goetheallee ins Zentrum.
Wir saßen vor dem Cafe Victoria in der Sonne, schrieben vor dem Amtshaus, wo Goethe gerne Quartier genommen hatte und wo er heute in Bronze gegossen auf einer Bank sitzt, ein paar Postkarten und erschraken dabei immer wieder etwas vor dem kühlen dunklen Herrn neben uns.
Ich kaufte einen Radwanderführer mit Beschreibungen der am Weg liegenden Orte und wir sahen uns noch ein Wenig in dem recht netten Städtchen um. Was immer wieder stört, ist die landesweite Gleichförmigkeit der Fußgängerzonen: Esprit, Vodafone, Fielmann, Sparkasse, KiK, die bekannten Drogerieketten und viele der bekannten Embleme mehr. Wohin man kommt, sie sind schon da. Auch hier im Osten, wo sie sich wohl bald nach der Wende ihre Claims gesichert haben.
Hinter Ilmenau fing es dann leider wieder zu regnen an. Bei Langewiesen machten wir an einem überdachten Picknicktisch Rast und bestaunten den Neubau einer riesigen Eisenbahnbrücke, die in 50 m Höhe das Tal überspannt und die zur ICE-Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt gehört.
Das Tal wurde weiter. Bei Cottendorf sahen wir einige Salinen-Bohrtürme aus vergangener Zeit, in Stadtilm gönnten wir uns einen nachmittäglichen Milchkaffee in einer gut besuchten italienischen Eisdiele, wo drei üppige Mädels bedienten, dann ging es weiter, immer auf ruhigen Wegen in Flussnähe, dreifach sicher geführt nunmehr von Navi, meist gut angebrachten Wegweisern und den Karten des neuen Reiseführers und so gelangten wir schließlich nach Kranichfeld, wo wir im Hotel Meininger Hof ein schönes ruhiges Zimmer fanden.
Vielleicht hätten wir da auch gut gegessen, aber montags hat die Küche Ruhetag und so gerieten wir in den „Goldenen Löwen“, wo ein missmutige Kellner zwar anständig gebratene Hühnerbrust servierte, der zum wenig schmackhaften frittierten Fisch gereichte Kartoffelsalat hingegen zumindest an diesem Tag einen absoluten kulinarischen Tiefpunkt bildete. Irgendwie passte das zu der trost- und gesichtslosen Hauptstraße des Ortes. Etwas abseits fanden wir dann noch einige liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser und von der Niederburg aus einen schönen abendlichen Blick über das Tal. Der Regen hatte aufgehört.