In meiner Kindheit gab es an der Salzachbrücke bei Tittmoning noch eine echte Staatsgrenze mit Zöllnern und Grenzpolizei und gelegentlichen Kontrollen. Heute, zu Zeiten von EU und Schengen, sind die Gebäude wie überall verwaist oder werden anderweitig genutzt. Auf dem Weg zur Grenze fanden wir in der netten kleinen Buchhandlung von Brigitte Riedel die passenden Landkarten und fuhren dann ganz unbehelligt hinüber nach Österreich.
Bald ging es an der Ostseite des Salzachtals nordwärts recht steil hinauf in Richtung St. Radegund. Wir besichtigten Kirche und Friedhof und wunderten uns etwas über die allgegenwärtige Verehrung, die dem jüngst seliggesprochenen Märtyrer Franz Jägerstätter hier zuteil wird. Er war Landwirt und Mesner am Ort und wurde von den Nazis wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet. Das verdient sicher Respekt, aber ob deswegen sein Bild riesengroß die Fassade der Kirche beherrschen und sein Name in massiven Lettern eine Mauer schmücken muß?
Wir fuhren weiter nach Holzgassen, von dort hinunter zur Salzach, wo wir eine nette Bank zu Rast und Brotzeit fanden und dann weiter auf Burghausen zu, dessen langgezogene Burganlage man von dieser Seite aus besonders gut sieht. Über die Neue Brücke kommend erreichten wir auf dem bekannten „Walk of Fame“ in den Grüben die Altstadt und plagten uns dann den Ludwigsberg hinauf zur Burg, von wo aus wir eine Weile auf Stadt und Land schauten. Stadt und Burg kennen wir schon von früheren Besuchen recht gut, so dass wir uns diesmal eine genaue Besichtigung sparten und stattdessen eine alten Onkel in der Neustadt besuchten.
Für die Rückfahrt wählten wir den Salzhandelsweg und machten bald Station an der Wallfahrtskirche Marienberg. Bemerkenswert das Beieinander von üppigem Rokokogold und Tod.
Weiter dem Salzhandelsweg folgend kamen wir vorbei am Leitgeringer See vom westlichen Salzach-Hochufer her auf Tittmoning zu und nutzten die Gelegenheit zu einem kurzen Besuch an der Wallfahrtskirche Maria Brunn in Ponlach, wo meine Eltern anno 1951 geheiratet haben. Mein Großvater hatte zu der nur eine kleine Gemeinde fassenden Kirche den Spruch: „Wenn alle reingehen, gehen nicht alle rein. Wenn nicht alle reingehen, gehen alle rein.“ Auf dem Rückweg warfen wir noch einen Blick in den Hof der Tittmoninger Burg und fuhren dann hinunter und durch das Laufener Tor wieder in die Stadt.