Am Morgen fanden wir die Stadt festlich geschmückt. Das Rathaus hatte Fahnen gehisst, auf dem Stadtplatz waren Altäre aufgebaut und vor vielen Fenstern hingen feierlich die roten Tücher. Während aus den offenen Türen der Pfarrkirche Orgelmusik und Chorgesang erklangen, betrachteten wir außen Reliefs und Gemälde und machten uns allerlei Gedanken.
Als der Gottesdienst zu Ende war, begann der Fronleichnamszug durch die schmale Stiftsgasse hinaus auf den sonnigen Stadtplatz. Fahnenträger, Männer und Frauen in festlicher Tracht, Blechbläser, Ministrantinnen und Ministranten, weihrauchumhüllt unter dem von vier Männern getragenen Baldachin der Priester mit der Monstranz. So ging der Zug von Altar zu Altar über den schönen Platz und immer wenn die Gebete gesprochen waren und der Priester das Allerheiligste erhob, grüßten die Schützen mit ohrenbetäubenden Böllerschüssen. Ein irgendwie doch seltsamer Brauch, der in Bayern weithin gepflogen wird.
Aber bunt und festlich war es und auch schön zu fotografieren und so gibt es hier noch eine ganze Serie weiterer Bilder.
Als der Zug den Platz wieder verlassen hatte besuchten wir meine betagte Tante, die am Stadtplatz wohnt und sich alles bequem vom Fenster ihrer Wohnung aus hatte anschauen können. Dann holten wir unsere Räder aus dem Abstellraum beim Hotel und fuhren nochmal hinüber nach Österreich, diesmal südwärts nach Ostermiething und Haigermoos, am Höllerersee entlang nach Sankt Pantaleon und über Kirchberg wieder hinunter zur Salzach, wo wir am Ufer entlang zurück nach Tittmoning kamen. Dort wandten wir uns in der Wasservorstadt gleich wieder flussaufwärts und fuhren über Hainach und Wies auf Abtenham zu, dem Heimatort meines Vaters.
Den Aufenthalt am Bauernhof bei Großeltern, Onkel, Tanten und Cousine hatte ich als Stadtkind stets sehr genossen und jedes Mal wenn ich zu Besuch komme, wird davon erzählt, wie ausgelassen ich damals nach der Ankunft immer ums Haus tobte und die ländliche Freiheit genoss. Hier habe ich viele Wochen meiner Kindheit und frühen Jugend verbracht und vieles erlebt und gelernt. Bairische Sprache und ländliche Tradition, die Arbeit mit und die Ehrfurcht vor der Natur, Aussaat und Ernte, Geburt, Aufzucht und Schlachtung von Tieren, Traktorfahren und allerlei handwerkliche Fertigkeiten.
Wir wurden herzlich empfangen, es gab Kaffee und Kuchen auf der Bank vor dem Haus beim uralten Kastanienbaum, Erzählungen von damals und heute und einen kleinen Rundgang zu Ponys und Eseln. Vieles hat sich geändert im Laufe der Jahre, vieles ist mir noch immer vertraut. Spät nachmittags nahmen wir Abschied und fuhren wieder auf Tittmoning zu.