Morgens war es noch trocken. Wir wechselten auf das linke Ufer der Dordogne und fuhren auf stillen Straßen angenehm dahin. Wenn man sich von den stark befahrenen Strecken fern hält, ist das Radeln hier sehr angenehm. Die Leute sind dann rücksichtsvoll, Autofahrer fahren langsam hinterher, bis sie sicher zum Überholen ausweichen können. Leute am Straßenrand oder bei den Häusern grüßen, winken oder rufen „Bon courage!“ Wenn wir in Ortschaften halten, sind unsere voll bepackten Utopia Roadster ein Hingucker. Viele vermuten hinter Rohloff-14-Gang-Nabe und Voll-Kettenschutz einen Motorantrieb mit Kardanwelle und Ähnliches und rufen dann umso mehr „Bon courage!“, wenn sie hören, dass wir mit reiner Muskelkraft unterwegs sind.
Im Laufe des Tages gab es einige Regengüsse, aber wir fanden immer schnell genug einen Unterstand und konnten auch bald wieder weiter fahren. Um die Mittagszeit erreichten wir Bergerac, nach unserer ursprünglichen Planung ein Etappenort, aber jetzt war es noch zu früh zum Bleiben und an der Stadt reizte uns auch nichts so richtig, so dass wir beschlossen, noch ein Stück weiter zu fahren, nachdem wir uns etwas gestärkt, ein paar Postkarten geschrieben, ausgeruht und die Église Notre Dame besichtigt hatten.
Wir fuhren weiter abseits der großen Straßen und als wir nach einem kräftigen Anstieg am Spätnachmittag das Gefühl hatten, jetzt wäre es langsam genug für den Tag, bekamen wir in einem kleinen Landhotel die Auskunft, dass leider nichts frei und im weiteren Umkreis keine weitere Herberge zu finden wäre. Erst in Mussidan, recht weit ab von unserer geplanten Richtung, gäbe es noch Möglichkeiten. Also nahmen wir einen weiteren Berg und nochmal etwa 20 km unter die Räder und fanden tatsächlich ein recht schäbiges Zimmer im großspurig so genannten „Hôtel du Grand Café“. Das Städtchen erwies sich auch sonst als ziemlich trostlos. „Das ist kein Ort, an den man fährt, hier strandet man höchstens“ waren Friederikes treffende Worte.
Ein wenig entschädigt wurden wir durch die recht nette Atmosphäre und das normal-anständige Essen im auch nicht mehr ganz taufrischen Hôtel du Périgord, wo wir zuvor vergeblich nach einem Zimmer gefragt hatten. Zu sehen gab es im Ort nichts weiter, also gingen wir zeitig schlafen.