Italien 2014 (4) Golling – St. Johann im Pongau (38 km)

Schon im ersten Morgenlicht kündigte sich schönes Wetter an. Wir stärkten uns am Frühstücksbuffett, packten unsere größtenteils über Nacht getrockneten Sachen ein, schleppten unsere Fahrradtaschen vors Haus, holten die Räder aus der Garage, über denen noch die Regencapes zum Trocknen ausgebreitet waren, packten auf und fuhren los.

Zuerst ging es im weiten Tal entlang, dann ein Stück aufwärts zum Pass Lueg. Wieder etwas hinunter und schließlich eine längere Strecke auf der Bundesstraße neben Bahn und Fluss durch eine enge Schlucht. Danach gab es zum Glück einen recht breiten Randstreifen, auf dem wir fahren konnten, aber die zahlreich überholenden LKW waren doch etwas unangenehm, die Gruppen knatternder Motorräder ebenso. Im hübschen Ort Werfen gönnten wir uns eine Kaffeepause.

Mal an der Salzach, mal an der Bahnlinie entlang ging es über Bischofshofen nach Sankt Johann, wo diese kurze Etappe dann auch schon endete. Die „Rauchkuchl“, wo wir reserviert hatten, erwies sich als uriges Steakhaus mit zugehöriger Pension. Auf dem Vordach ein lebesgroßer schwarzer Stier, vor dem Haus roh gezimmerte Tische und Bänke und unsere Fahrräder parkten vorläufig an einem Platz mit zwei Harley-Davidson-Schildern. Unser Zimmer war klein und ganz niedlich eingerichtet.

Wir machten uns kurz frisch und dann auf zu einem kleinen Rundgang. Gleich um die Ecke gab es einen Heavy-Metal-Laden, was uns in dem kleinen Ort etwas verwunderte, bis wir die örtliche Bevölkerung näher kennen gelernt hatten. Erstaunlich viele schienen in Kleidung und Körperschmuck Kunden des „Metal Shop“ und einiger Tatoo- und Piercing-Studios am Ort zu sein. Es gab auch einige andere Kleiderläden herberen Stils, auch in gehobener Preisklasse.

Wir liefen hinauf zum Dom, den wir uns ansahen, dann nahmen wir auf der Terrasse des „Kirchenwirt“ Platz, von wo wir Ausblick auf die umliegenden Berge und die modernen Bausünden des Ortes hatten. Deren schlimmste, das riesige Kultur- und Kongresszentrum, erschlägt völlig die alte Kirche schräg gegenüber. Eine junge Touristenfamilie mit Kleinkind am Tisch nebenan fragte, ob es im Ort noch irgendein nettes Zentrum gäbe. Wir hatten keines gefunden. Die wenigen hübschen alten Häuser werden von Straßenverkehr und modernen Betonbauten erdrückt. Kein Wunder, dass die Einheimischen auch persönlich einen etwas herberen Stil pflegen.

Kein Ort also, an dem man aus einem anderen Grund verweilen möchte, als zur Rast vor dem großen Aufstieg der uns die nächsten beiden Tage bevorsteht.

Im Steakhaus, wo wir wohnten, wollten wir nicht zu Abend essen. Also probierten wir den Gasthof Silbergasser, wo wir eine große Trauergesellschaft wieder sahen, die uns am Nachmittag schon bei der Kirche begegnet war. Ihre Anwesenheit beherrschte das Gasthaus und wir hatten Gelegenheit zu vielfältigen Beobachtungen der Charaktere und der Gruppendynamik.

Das Essen beim Silbergasser war erkennbar frisch hausgemacht und das Gulasch das bislang beste in meiner dieser Tage laufenden Testreihe.

Noch ein Abendbier, dann gingen wir in unser nettes kleines Zimmer mit dem gemütlichen Bett und ruhten uns aus für die kommenden Anstrengungen.

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