20. März 2016
Palermo (Monreale) (22 km Rad)

Unsere Behausung „Orto Botanico“ erwies sich trotz der Zentrumsnähe als angenehm ruhig. Wir ließen am Morgen den eigenen Herd kalt und gingen in eine der nahe gelegenen Pasticcerie, um Cappuccino und ausgezeichnete Hörnchen zu frühstücken. Dann machten wir unsere Räder bereit für einen Tagesausflug nach Monreale.

Der Straßenverkehr in Palermo ist auch am Sonntag nichts für Landeier, aber wir kamen gut hinaus auf den schnurgerade leicht ansteigenden Corso Calatafimi und weiter hinauf nach Monreale. Beim Anstieg auf den letzten Kilometern wurde uns ganz schön heiß. Oben herrschte Stau in den engen Gassen. Die Piazza vor der Kathedrale war voll Menschen. Als wir an die Kirche kamen, wurde gerade geschlossen. Wiederöffnung um 15:30 Uhr. Wir kauften uns zwei große Stücke Focaccia und setzten uns damit auf den Platz. Die Souvenirhändler schlossen ihre Stände und rollten sie fort. Zu spät wurden wir gewahr, dass der Zugang zu Kloster und Kreuzgang ebenfalls geschlossen wurde und nachmittags nicht mehr öffnen würde. So standen wir vor der Wahl, den halben Tag zu verwarten, um die Kathedrale zu besichtigen, oder unverrichteter Dinge wieder zurückzukehren, um noch etwas von Palermo zu sehen. Wir entschieden uns für die Stadt, auf die wir von der Höhe aus einen guten Blick hatten, und rollten flott wieder hinunter.

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Nach einer kurzen Pause im „Orto Botanico“ ließen wir unsere Räder im Zimmer und machten uns zu Fuß auf durch die Stadt. Auf einer Wiese am Ufer herrschte palmsonntägliches Treiben. Fliegende Händler ließen Drachen steigen und boten sie zum Kauf an, eine Gruppe junger Frauen übte unter Anleitung eines Trainers Spielzüge mit einem Rugby-Ball, an Ständen gab es Zuckerwatte und andere Süßigkeiten, eine Prozession dunkel gekleideter Menschen zog zu frommen Gesängen hinter einem großen Holzkreuz über die Wiese, einige Jugendliche spielten sich im Kreis einen Fußball zu.

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Wir spazierten eine Weile zwischen allem umher und gingen dann weiter in die Stadt. Wir liefen kreuz und quer durch enge Gassen, in denen Altes, Verfallendes, Renoviertes und neu Erbautes nicht nur benachbart, sondern oft auch miteinander verschachtelt sind. So haben wir Häuser gesehen, in denen einzelne Stockwerke, einschließlich Fenstern, Balkonen und Fassadenanstrich frisch renoviert waren, während darunter und darüber schäbige Trostlosigkeit herrschte. Oft standen zwischen zwei intakten Gebäuden nur noch die Mauerreste eines eingestürzten Hauses.

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Wir besichtigten einige Kirchen, vor denen, wie bei uns die Weidenruten, Olivenzweige als Palmsonntagsschmuck angeboten wurden, und Büsche aus geflochtenen Gräsern. Am frühen Abend herrschte auf den großen Straßen dichtes Gedränge. Menschen begegneten sich, grüßten einander mit Wangenkuss, blieben stehen, um sich zu unterhalten. Uns fiel auf, dass die meisten Leute dunkel gekleidet waren. Viele Frauen kräftig geschminkt und mit hochhackigen Schuhen. Später öffneten auch wieder einzelne Kneipen, aber es wurde nicht so turbulent wie am Vortag. Viele Lokale hatten auch geschlossen, so auch eines, das wir uns eigentlich zum Abendessen ausersehen hatten. Wir studierten mehrere Speisekarten und kehrten schließlich im „Palazzo Trabucco“ ein, wo wir sehr gut mit Meeresfrüchten und gegrilltem Schwertfisch bedient wurden. Allerdings waren heute nur fünf Tische besetzt und alle Gäste waren Touristen. In dem recht leeren Lokal war es ein wenig kühl.

Nach dem Essen war uns nicht mehr nach Laufen, die Füße hatten ihr Pensum geleistet. So machten wir uns auf den Heimweg, nicht ohne uns nochmal in der Pasticceria nebenan mit einem feinen Nachtisch zu versorgen. Palermo ist, süß wie herzhaft, ein kulinarisches Highlight.

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