Schon am Vorabend hatten wir gepackt und alles hergerichtet, so dass wir am Morgen schnell reisefertig waren. Bei Sonnenschein und erträglicher Temperatur radelten wir schon vor acht Uhr los in Richtung Hauptbahnhof. Das ging ganz flott und wir staunten, wie viele Radler im morgendlichen Berufsverkehr unterwegs waren, aber auch darüber, wie verbissen manche Leute fahren.
Bald nachdem wir am Bahnhof angekommen waren, rollte auch schon der Zug heran. Wir brachten unser Gepäck zu den reservierten Plätzen und die Fahrräder in den Gepäckwagen. Der Zug war ziemlich ausgebucht und es war, wie immer, zu wenig Platz für Koffer und Taschen aller Reisenden.
Sonst ging es ohne besondere Vorkommnisse nach Kufstein, dann hinauf zum Brenner und schließlich nach Bologna. Dort einzeln in viel zu kleinen Aufzügen hinunter vom Bahnsteig und hinauf ins Gewimmel der Schalterhalle, um Tickets für die Weiterfahrt zu holen. Zunächst war alles etwas verwirrend und die Fahrkartenautomaten umlagert, auch schlichen ein paar zwielichtige Gestalten herum, aber am Ende fanden wir einen Automaten in einer etwas ruhigeren Ecke, wo wir einerseits Räder und Gepäck unter Kontrolle haben und uns anderseits auch in Ruhe mit dem Ticketkauf beschäftigen konnten. Dann fuhren wir wieder mit den Aufzügen hinunter und hinauf zum Bahnsteig, wo sich mit der Zeit außer uns auch zahlreiche Pendler einfanden. Der Zug versprach voll zu werden.
Ich fragte einen Eisenbahner, wo voraussichtlich der Wagen mit dem Fahrradabteil halten würde, damit wir uns schon einmal in eine günstige Ausgangsposition bringen konnten. So waren wir, als der Zug einfuhr, zwar am richtigen Ende, aber der Zug war kürzer, als erwartet. Alle liefen hinterher und am Einstieg bildete sich eine große Menschentraube. Auch ein paar weitere Fahrräder waren dabei.
Wir schafften es zwar in den Zug, aber dann waren wir eingekeilt, unter anderem von drei Schaffnern, die uns energisch beschieden, wir müssten unsere Räder senkrecht an die vorgesehenen Haken hängen und die nicht einsehen wollten, dass sie selbst es waren die uns die nötige Bewegungsfreiheit nahmen, ihrer Aufforderung nachzukommen. Als sie sich dann endlich verzogen hatten, lud ich mein Gepäck ab und hängte mein Rad auf, aber es war wieder einmal länger als vorgesehen, so dass es schief hing und das Schutzblech am Boden schleifte. Man scheint hier keine Reiseräder zu kennen und es gibt viel zu wenig Platz. Wieder einmal.
Ein fliegender Blumenhändler und ein paar Schwarzafrikaner spielten Katz und Maus mit den Schaffnern und von der nahen hochmodernen Toilette her fiepte unaufhörlich ein schriller Alarmton, den ein dicker Schaffner trotz telefonischer Unterstützung nicht abstellen konnte. Langsam leerte sich schließlich der Zug und vor Piacenza konnten wir gemütlich im Einstiegsraum aufpacken, so dass wir dann auch schnell und problemlos aus dem Zug kamen. Das im Voraus gebuchte Hotel hatte ich schon in mein Navi eingetragen und so kamen wir zügig hin. Als hätte er schon auf uns gewartet, winkte uns der dicke Portier aus der Toreinfahrt herbei, als wir die Straße erreicht hatten. Die Residence Regina war für unsere Zwecke ganz gut geeignet, denn beidseits eines langen Innenhofs gibt es ebenerdig zugängliche Appartements, so dass wir unsere Räder nachts mit hereinnehmen konnten.
Wir richteten uns ein und machten uns etwas frisch, dann fuhren wir wieder hinaus in die laue Nacht, nochmal dem Stadtzentrum zu, um etwas zu Essen zu suchen. An der Piazza dei Cavalli fanden wir das Ristorante Al Duca und speisten zwar nicht so fürstlich, wie der Name andeutete, auch nicht besonders reichlich, aber doch sehr annehmbar und mit Blick auf den abendlichen Platz mit den beiden Reiterstandbildern.