Morgens packten wir im dritten Stock des „Parmigianino“ wieder unsere elf Fahradtaschen in den winzigen Aufzug, in dem zusätzlich nur noch eine Person Platz hatte, schafften sie unten wieder heraus und vor die Tür, holten unsere Fahrräder, die wohlbehalten am Einstellplatz unter/hinter dem Haus warteten, packten auf, wie immer, und fuhren los.
Der Verkehr war gleich recht heftig, aber über einen Kreisverkehr hinweg sahen wir eine Bar, ließen uns hinaustragen und setzen uns zu Cappuccino und Hörnchen. Es war eine jener Bars, wo ein paar alte Männer sich auf einen Schwatz oder zwei niederlassen, der Postbote auf einen Café halt macht, der Fahrer eines kleinen Müllautos mal kurz Pause macht, ein Klempner sich stärkt, ehe er seinen Werkzeugkasten in eines der oberen Stockwerke schleppt, und einer, der gerade vorbeiradelt, kurz grüßt, gegrüßt wird, ein paar Worte fliegen hin und und her, er zögert, bleibt dann doch stehen, lehnt sein Fahrrad an und kommt herein.
Wir blieben eine Weile, sahen zu, zahlten, fuhren weiter. Heute wollte es lange nicht gemütlich werden, die große Stadt ließ uns nicht los. Kilometerweit ging es auf größeren Straßen dahin, wo uns immer wieder Lastzüge überholten, auch die Landschaft war mehr von Gewerbegebieten und Industrieanlagen geprägt und erst nach Mittag kamen wir wieder in die Flusslanschaft des Po.
Da wurde der Weg zwar wieder ruhig, führte auf Dämmen und kleinen Straßen entlang, aber hier schien man sich nicht sehr für die Radler zu interessieren, jedenfalls gab es keine Beschilderung und leider auch keine Rastplätze, und da auch der nächste Ort noch fern war, fuhren wir einfach vom Damm herunter ins Ufergehölz und machten Brotzeit im Stehen. Sitzen konnten wir ohnehin den ganzen Tag.
In dem Städtchen Brescello erinnerten die Namen von Lokalen, die Statuen von Don Camillo vor der Kirche und von Peppone vor dem Rathaus und weitere Memorabilia daran, dass die beliebten Filme hier gedreht worden waren.
Es blieb dann eher ruhig, auch die Einfahrt nach Mantova führte eher durch beschauliche Wohngegenden, bis wir dann doch im Verkehrstrubel der Innenstadt landeten. Unser Hotel sollte ganz in der Nähe des Bahnhofs liegen. Es erwies sich, dass drei zusammengehörige Unterkünfte nebeneinander an einer dicht befahrenen Straße lagen. Der schmale Gehweg war vor der Straße durch ein robustes Geländer geschützt und im Gedränge dieses Weges mussten wir mit unseren Packeselchen warten, bis uns jemand zu dem Teil des Komplexes brachte, in dem wir unterkommen sollten. Dort, im dritten Hinterhof, wurde es dann angnehm still. Die Räder konnten gut geschützt direkt vor unserer Zimmertür parken und alles war recht nett.
Wir fuhren später noch eine Weile kreuz und quer durch die Stadt, freuten uns über bekannte Plätze und neue Entdeckungen und fanden auch ein ganz nettes Lokal zum Abendessen. Nur die Wirtin war seltsam, drängte sich immer zwischen den Stühlen hinaus auf die Straße, wenn Passanten an ihren Speisekarten stehen blieben und bedrängte sie so sehr, Platz zu nehmen, dass alle sich schnell abwandten. Dann kam sie zurück und schimpfte laut über die Leute, die woanders lieber Pizza oder Precotto äßen, als ihre auf Bestellung frisch zubereitete Kost. Wir aßen gut, aber weder exzellent, noch üppig.
Danach war noch Zeit für ein Eis und einen Blick in den Dom, wo an diesem Gründonnerstagabend eine große Messe mit vielen Priestern, viel Weihrauch und beinahe schlagermäßiger moderner Musik stattfand. Dann führte uns das Navi, das alle Fußgängerzonen und Einbahnstraßen kennt, in seltsamen Windungen zurück zum Hotel. Ich war selbst überrascht, von welcher Seite wir kamen.