Ein Tag im Regen. Bereits beim Aufwachen hörten wir es auf die großen alten Bäume des Jonannisstifts prasseln. Wir frühstückten, packten, zogen alles an, was wir an Regenkleidung hatten, trugen unser Gepäck den endlos langen Flur entlang bis zum Ausgang (bei der Ankunft hatten wir uns einen der Gepäck-Trolleys von der Rezeption genommen) holten unsere Räder aus dem Holzschuppen, den sie hier „Radhaus“ nennen, bezahlten, packten auf und fuhren los.
Der Weg war eigentlich großenteils sehr schön und wäre bei gutem Wetter sicher wunderbar gewesen. Es ging durch Auwälder, kleine Siedlungen, fast immer in Flussauen oder an Kanälen entlang. Meist war der Weg geteert, selten sandig, aber auf diesen Stücken sammelten unsere Reifen den feuchten märkischen Sand auf, meine Kette knirschte und alles überzog sich mit einer feinen Sandschicht.
An diesem Tag waren auf dem Fernradweg D11 (Rostock – Freilassing) nur die Hartgesottenen unterwegs. Mit Entgegenkommenden tauschte man anerkennende und ermutigende Rufe aus. Einige waren auch in unserer Richtung unterwegs. Wiederholt trafen wir zwei ältere Damen und auch ein Paar in den Dreißigern. Der Mann zog einen Trailer hinter sich her. Zuletzt sahen wir sie bei einer Schutzhütte ihre Kleider wechseln, die wohl ebenso durchnässt waren, wie unsere. Als wir einen kleinen Rastpavillon gefunden hatten, in dessen Schutz wir Brotzeit machen konnten, zogen die beiden alten Ladies vorbei. Sie verschmähten unsere Einladung, auch bei uns Halt zu machen und riefen, sie suchten lieber ein Café. Wir haben den ganzen Tag kein passendes gefunden und so unterblieb die übliche Kaffeepause.
Am Ende der Tagesetappe weitete die Landschaft sich nach links zu beinahe parkartig, mit Baumgruppen in weitem Grasland und versteutem Buschwerk. Kleine Herden von Rindern und Pferden standen im Landregen. Schließlich verließen wir die Flusslanschaft, fuhren ein kleines Stückchen bergauf, durch eine Siedlung und gelangten schließlich zum „Hotel am Stadtpark“, fern jedes Stadtparks, wo wir ein Zimmer gebucht hatten.
Das dringendste Bedürfnis, nachdem wir abgeladen, unsere Räder untergestellt und das Gepäck ins Zimmer gebracht hatten, war, die völlig durchnässten Kleider loszuwerden. Ich konnte nicht zwischen Regennässe und dem Schweiß unterscheiden, der sich unter den Regenkleidern gebildet hatte und wusch kurzerhand fast alles, was ich getragen hatte. Das Waschbecken war zu diesem Zweck ein Wenig popelig, die Dusche danach war gut. Wir ruhten eine Weile aus, nutzten das WLAN, denn das Funknetz war in dieser Gegend eher dünn, forschten nach geeigneten Restaurants zum Abendessen und machten uns schließlich zu Fuß im leichten Regen auf den Weg in die Ortsmitte.
Das Zentrum von Zehdenick besteht aus langen schmalen Straßen mit zweigeschossigen Häusern, einem schmucken Rathaus einigen deutschen Kneipen, asiatischen und türkischen Grills, Darts- und Billardsalons, Sportsbars. Wir gingen bis an den Bootshafen, der hier „Marina Zehdenick“ heißt und wo es ein Lokal namens „Da Vinci“ gab, das uns vertrauenswürdig erschien.
Drin ein sehr junger, sehr freundlicher griechischer Kellner mit trainingsgestähltem Bizeps, etliche Familien und Gruppen von Bootfahrern, die wohl urlaubshalber über die Seen und Kanäle schippern und in der Marina Halt gemacht hatten, einige Prolls darunter, aber auch eine nette Gruppe mit verschiedenfarbigen Jugendlichen. Das Essen in Ordnung, aber etwa so italienisch, wie es die Entfernung zur Adria erwarten lässt. Dazu Radeberger und zum Schluss noch eine Grappa aufs Haus. Unterdessen hatte es zu regnen aufgehört und sogar die späte Sonne hatte mir beim Essen vom Abendrot her ins Gesicht geschienen. Durch den abendstillen Ort gingen wir zurück zum Hotel. Wie die Straße vor dem Haus sind auch andere Straßen in der Siedlung sandgedeckt und nicht geteert.