Das EigenArt-Appartement war prima. Die Räder standen gleich vor unserer Tür im Hinterhof und Friederike konnte sogar im Nachthemd hinausspringen und die Ledersättel abdecken, als es nachts zu regnen begann. Später schüttete es ganz kräftig, aber bis wir morgens starten mussten, hatte es wieder aufgehört. Wir ließen uns um 7 Uhr wecken, packten und fuhren die zweieinhalb Kilometer zum Hauptbahnhof. Dort suchten wir uns erst einmal einen netten Imbiss zum Frühstücken. Milchkaffee und Hörnchen waren eine gute Abwechslung nach all den Frühstückbuffets mit Semmeln und Brot, Speck und Eiern, Leberwurst und Aufschnitt, Käse, Marmelade und Honig.Dann ging es zum Bahnsteig. Der Berliner Hauptbahnhof ist ein überraschend ruhiger Ort. Er ist so großzügig gebaut und hat durch die mehrstöckige Anlage der Gleisebenen recht kurze Wege, so dass sich auch größere Publikumsströme rasch zerstreuen – wenn sie sich nicht verlaufen, denn Abfahrtsauskunft und Leitsystem könnten besser sein. Wer mit dem Lift zum Fernverkehrs-Bahnsteig will, braucht deren zwei und das erfordert dann doch Pfadfinderarbeit. Aber wir kamen rechtzeitig genug zum Gleis, um auch noch nach dem Standort des Fahrradwagens zu forschen, denn die Anzeigetafeln wiesen darauf hin, dass der Zug in geänderter Wagenfolge verkehre – das kannten wir schon von der Hinfahrt. Ein gemütlicher runder Schaffner wusste Auskunft und so postierten wir uns eine ganze Weile vor der planmäßigen Abfahrt da, wo der Kopf des Zuges zu erwarten war.
Mit der planmäßigen Abfahrt allerdings war das so eine Sache. „Wegen eines Defekts am Triebfahrzeug“ erhöhte sich die Verspätung in Fünf-Minuten-Portionen bis auf eine halbe Stunde. Dann kam der Zug und wir stiegen mitsamt unseren Fahrrädern ein. Im Wagen existierten weder die Platznummern für die Räder, noch diejenigen für uns selbst. Eine Ansage informierte außerdem darüber, dass wegen eines Defekts keine Platzreservierungen angezeigt würden. Also nahmen wir auf Anweisung des Schaffners irgendwelche Plätze.
Wie schon bei der Hinfahrt nahm der Zug auch diesmal klammheimlich den Weg über Würzburg, holte aber dennoch bis München einen kleinen Teil seiner Verspätung auf. Wir beluden unsere Fahrräder, kauften am Viktualienmarkt Brot und Calamari-Tuben für ein feines Nudelgericht nach Art des Hauses, in Neuperlach auch noch Obst und Gemüsen für das bevorstehende Wochenende und kamen beinahe schon wohlversorgt zu Hause an.
Das war die ganze Tour von knapp 1000 Kilometern: