Die Nacht war unruhig. Friederike kochte heißen Tee, bereitete mir eine heiße Sigg-Wärmeflasche, ich war immer unterwegs zwischen Bett und Toilette. Morgens war es etwas besser. Wir frühstückten im nahen Café, ich beschränkte mich auf Tee und ein trockenes Croissant. Erstaunlich, wie unbefangen hier mit Plastik umgegangen wird. Sind einmal die Tassen aus Porzellan, dann ist der Löffel zum Umrühren aus Kunststoff. Wir packten, versteckten den Schlüssel wieder in der Codebox an der Tür und fuhren los. In einer Apotheke besorgte ich mir vorsichtshalber Loperamid und nahm davon ein.
Wie bei fast allen großen Städten war die Ausfahrt auch hier in Lyon langwierig und unangenehm, mit viel Autoverkehr, Gewerbebauten und öden Vorstädten. Es hätte eine ruhigere Wegvariante gegeben, aber die hätte zwei kräftige Aufstiege beinhaltet, die ich mir an diesem Tag nicht zumuten wollte. Mit der Zeit wurde es dann ländlicher und ruhiger. Wir machten Pause auf den Bänken eines Kinderspielplatzes. Der weitere Weg war gut ausgebaut und angenehm zu fahren, bis auf häufige, raffiniert konstruierte Umlaufsperren, die immer zu eng für unsere bepackten Fahrräder waren. Sogar Leute mit Kinderwagen hatten da ihre Schwierigkeiten.
In Condrieu hatten wir uns eine nette Gite de France ausgesucht, La Bastide des Baies Dorées. Der Park, den wir auf dem Foto gesehen hatten, war zwar leider zum Bauplatz für zwei große Häuser geworden, aber wir hatten ein nettes Zimmer und eine freundliche Gastgeberin und fühlten uns wohl. Zum Abendessen mussten wir auf die andere Seite der Rhone in ein für unsere Verhältnisse etwas zu teures Restaurant. Das Essen war auch diesmal sehr gut und hätte man das viele Kellnergerenne und einige eher lästige Rituale weggelassen, dann hätte auch der Preis passabel sein können.