29. März | Condrieu – Tournon sur Rhône (59 km)

Beim Frühstück machten wir die Bekanntschaft eines älteren Paares aus Belgien, das mit dem Auto unterwegs war. Er sprach recht gut Deutsch, weil er bei Bosch gearbeitet hatte, aber er klagte, dass das Erlernen fremder Sprachen unnötig viel Anstrengung benötige und wünschte sich eine gemeinsame europäische Sprache (die man allerdings dann auch erlernen müsste, es sei denn, es wäre die eigene).

Heute ging es über weite Strecken auf ruhigen Wegen durch die Flusslanschaft, die aber auch immer wieder auch durch Industrie und Verkehr geprägt ist. Die großen Anlagen, mit dampfenden und rauchenden Schloten befanden sich zum Glück ebenso am anderen Ufer, wie dieses Kernkraftwerk.

Es gab aber auch Abschnitte, die echt naturnah waren, wo Vogelkundler mit Fernglas und Kameraausrüstung auf der Lauer lagen. Es gab Rastplätze am Rande des Radwegs, und Bänke aus Recycling-Kunststoff, wo wir mit Blick über die Rhone Pause machen konnten.

Dann kamen wir durch Gegenden, wo ringsum Obstplantagen waren. An den Berghängen und später auch in der Flussebene tauchten erste Weingärten auf. Frühlingsarbeiten waren im Gang, wie das Herrichten der Bewässerungsanlagen und das Beschneiden der Pflanzen. In manchen Obstplantagen standen Bienenstöcke, in anderen fuhren Traktoren, die mit Gebläsen chemisch riechende Mittel ausbrachten, dass die zarten Obsbaumblüten herumwirbelten wir verspäteter Schnee.

Etwas abseits von der Via Rhona fanden wir unsere gebuchte Unterkunft, Escale Sauint-Joseph, eine Lokalität, die hauptsächlich für große Feste gedacht zu sein schien, denn es gab einen riesigen kahlen Saal und eine Anzahl kleiner Zimmer mit weniger Komfort, als man in einem Neubau erwartet hätte. Der Empfang durch einen einzelnen Mann, der für alles zuständig schien, war freundlich, das Bett war in Ordnung und die Toilette war vom Bad getrennt, aber es mangelte an Sitzgelegenheiten, Aufbewahrungsmöglichkeiten und vor allem an Steckdosen zum Laden der elektronischen Geräte, die heute wohl fast jeder mit sich führt. Wir steckten den Fernseher aus und benutzen den schlauen Euro-Mehrfachstecker, den ich extra vor dieser Reise besorgt hatte.

Ein kurzes Wegstück zurück hatten wir bei der Anreise ein Restaurant „Aux Sablettes“ gesehen und dorthin fuhren wir zum Abendessen. Ein nicht mehr ganz junges Paar kochte und servierte dort traditionelle örtliche Kost vom Feinsten und wir waren äußerst zufrieden.