Morgens lief das Wasser innen am Fenster herunter und die Luft war gesättigt von der Feuchtigkeit, die unsere Sachen über Nacht abgegeben hatten. So richtig trocken war vieles dabei aber doch noch nicht geworden. Zum Frühstück gab es Baguette, getoastete Baguettehälften, Croissants, ein Becherlein Obstmus und Cornflakes, alles etwas lieblos angerichtet. Um kalte Milch zu den Cornflakes musste man bitten, ein großer Löffel dazu war nicht dabei, zu je einer Kanne Kaffe und Tee insgesamt zwei Portionstütchen Zucker – das wirkte auf seltsame Art geizig. Aber das Wetter war sonnig und sollte für uns auch den Tag über trocken bleiben.
Wir kauften Obst zum Proviant und führen hinaus aus der Stadt. An diesem Tag gab es fast durchgehend gute Radwege in schöner Flusslandschaft. Und so schön hergerichtet und mit einem Windrad und einem spielenden Kind verziert, kann doch auch ein Atomkraftwerk mit vier Reaktorblöcken, wie das in Cruas, nicht gefährlich sein, oder? Irgendwo muss der Strom für die Elektroheizungen in unseren Hotels ja herkommen.
Das war aber auch, abgesehen von fernen Steinbrüchen und Staustufen im Fluss, die einzige Industrieanlage, die uns lange Zeit begegnete. Sonst Dörfer, kleine Städt, Burgen und die Flussaue.
Immer wieder mussten wir hin und her über verschiedene Arme des Flusses und die Brücken waren zum Teil recht interessant:
Das Wasser im Fluss stand nach den Regengüssen des vergangenen Tages ziemlich hoch, und als wir schon etwa zehn Kilometer vor unserem Tagesziel zu sein glaubten, war der Weg an einer Stelle so tief überschwemmt, dass wir fünf Kilometer zurück fahren und uns eine andere Route suchen mussten. So konnten wir uns doppelt an den Blüten am Wegrand erfreuen.
In der Ferne begann wieder kräftiges Donnergrollen, ringsum sahen wir dunkle Wolken und Regenschleier, bei uns blieb es trocken. Die noch kahlen Obstbäume boten vor dem Gewitterhimmel ein bizarres Bild, unter ihnen sah es nach dem Gebrauch von Rundum-Herbiziden aus.
Ohne nass geworden zu sein erreichten wir unser Ziel, Pierrelatte. Im Hotel du Centre breiteten wir unsere noch immer leicht feuchten Sachen zur Trocknung aus, entspannten eine Weile und machten dann eine Runde durch den Ort. Es ist immer wieder verstörend, was die Franzosen mit ihren Platanen anstellen – und dass sich diese das, den Stamm oft eng von Asphalt oder Beton umgossen, immer aufs neue gefallen lassen.
In einem modern eingerichteten Lokal bekamen wir ein interessantes Abendessen und leisteten uns in Gedanken an die Schweizer vom Vortag eine Flasche recht guten Weines. Als wir wieder zum Hotel zurückkamen, strömten die ersten Gläubigen in die Kirche zur Karsamstags-Liturgie.