29. Juli – Riemerling – Kochel (70 km)

Letzten Sommer waren wir mit dem Zug nach Berlin gefahren und von dort aus geradelt, im Frühjahr hatte uns ein unbequemer Bus in einer langen Nachtfahrt nach Lyon gebracht, diesmal wollten wir wieder mit den Rädern gleich von der Haustür weg starten, ohne Zeit- und Fahrplandruck, auch wenn es dann oft ein Wenig länger dauert, bis wir los kommen, selbst wenn die Packtaschen schon am Vorabend fertig da stehen. Aber es ist ja Urlaub.

An diesem ersten Tag ließen wir uns einfach mal vom Navi führen und das wies uns den Weg über die Kugleralm nach Straßlach, dann steil hinunter nach Mühlthal, wo wir uns sonst, auf unseren Tagestouren, meistens in Gegenrichtung aufwärts mühen, und schließlich weiter durch die Pupplinger Au.

Über Gelting kamen wir am Loisach-Isar-Kanal entlang nach Beuerberg, wo wir auf einer Bank im Klosterhof Rast und Brotzeit machten. Immer in der Nähe der Loisach, teils auch auf dem Flussdamm, ging es weiter nach Bichl und schließlich nach Benediktbeuern. Der Tag war heiß und die erste Etappe mit voll beladenen Rädern auch recht anstrengend, so dass wir uns gerne am Rand des Biergartens zu einem Trunk niederließen. Neben uns flickten zwei Männer, wie sie sagten zum wiederholten Mal an diesem Tag, das eher für glatte asphaltierte Straßen geeignete Rad eines Kumpels.

Wir blieben eine Weile und fuhren dann, das Bergpanorama mit der Benediktenwand vor uns, auf Kochel zu. Da hatten wir im Hotel Waltraud gegenüber dem Bahnhof gebucht. Der Empfang freundlich, das Haus voll belegt mit Feriengästen, unser Zimmer mit einem kleinen Balkon zur Bahnhofsseite, das Bad eine ziemlich winzige Einbau-Nasszelle. Ich duschte einigermaßen kühl, um das Schwitzen zu beenden.

Später fuhren wir ein kurzes Stück in den Ort hinein und landeten beim Gasthof zur Post. Draußen waren alle Tische belegt, also nahmen wir drinnen Platz und nutzten die reichliche Zeit, die uns der Service ließ, zur Beobachtung der anderen Gäste. Neben uns ein Elternpaar mit einem erstaunlich sprachbegabten und aufgeweckten Schulanfänger. Sein bester Satz: „langsam reicht es mir jetzt mit Euch“. Etwas weiter ein nettes junges Pärchen, das kaum voneinander lassen konnte und später noch ein älterer Mann mit einer jungen Afrikanerin. Er bestellte für beide gebräunten Leberkäs mit Spiegelei und Kartoffelsalat und erklärte ihr sodann in mäßigem Englisch irgendwelche komplizierten Sachverhalte über das Leben in Deutschland. Die Plätze der Familie nahmen später ein Mann mit amerikanischen Akzent und eine Asiatin ein. Alle, bis auf das junge Paar unterhielten sich so laut , dass man ihre Gespräche unweigerlich mithörte, und die verschiedenen Sprachen und Themen ergaben zusammen mit dem Reden und Geschirrklappern der Kellnerschaft die Klangkulisse eines avantgardistischen Hörspiels. Ich schrieb, Friederike las auf dem Tablet Zeitung und als sich dann doch die Müdigkeit durchsetzte, fuhren wir das kurze Stück zurück ins Hotel und setzten uns noch eine Weile auf den kleinen Balkon mit Blick auf den um diese Zeit ziemlich verwaisten Bahnhof.